Seit über fünf Dekaden rockt Rudolf Schenker mit seinen Scorpions die Welt wie ein Wirbelsturm. Hier verrät uns der Gitarrist seine fünf Lieblingsalben.
LED ZEPPELIN
IV
(1971)
Jimmy Page traf ich zuletzt 2016 bei den CLASSIC ROCK Awards in Tokio. Im Gespräch erzählte ich ihm, dass ›Stairway To Heaven‹ eine wichtige Inspirationsquelle für ›Still Loving You‹ war. ›Stairway To Heaven‹ blies mich damals förmlich weg! Der Song besitzt eine derartige kompositorische Tiefe und in mir keimte der Wunsch auf, ein Stück in dieser Tradition zu schreiben.
THE PRETTY THINGS
GET THE PICTURE?
(1965)
The Pretty Things waren damals meine absolute Lieblingsband! Dick Taylor verdiente sich zuvor seine Sporen bei den Rolling Stones, die ich den Beatles immer vorzog, da sie weniger poppig zu Werke gingen. In dieser Zeit standen Besetzungswechsel bei britischen Combos an der Tagesordnung, deswegen war es auch keine große Sache, dass Taylor mit seiner eigenen Band richtig durchstartete. GET THE PICTURE? hörte ich bestimmt 200 bis 500 mal.
QUEEN
A NIGHT AT THE OPERA
(1975)
Der Sound von A NIGHT AT THE OPERA ist einfach der Oberhammer! Für mich stellt dieses vierte Studioalbum von Queen einen Quantensprung in Sachen Produktion dar! Die Chöre, Freddie Mercury als zentrale Gallionsfigur und natürlich die Gewissheit, dass diese Scheibe für alle eine neue Messlatte darstellte. Ich erinnere mich noch genau daran, wie wir in den Folgejahren beim Mikrophonsoundcheck im Aufnahmeraum nach dem perfekten Sweetspot der Verstärkerlautsprecher suchten, um den effektivsten Schalldruck zu finden.
EAGLES
HOTEL CALIFORNIA
(1976)
Als Joe Walsh zu den Eagles stieß, passierte etwas Magisches! Seine Karriere hatte ich schon zuvor verfolgt, als er noch für die James Gang oder solo in die Saiten griff. Sein Rhythmusspiel begeisterte mich sofort – obwohl Walsh natürlich auch erstklassige Soli aufs Parkett legt. Von Pete Townshend von The Who kaufte ich mal eine ’58er-Gibson Flying V Korina, die Pete von Joe geschenkt bekommen hatte. Joe Walsh wiederum hatte zuvor eine seiner Gitarren gegen diese Flying V getauscht, die einem Mitglied von REO Speedwagon gehörte. Als Walsh einen Gig in Hannover spielte traf ich mich mit ihm am nächsten Tag zum Frühstück und brachte die Gibson mit. Er bemerkte: „Scheiße! Was war denn nur mit Townshend los, dass er dir diese fantastische V überlassen hat?!“
WISHBONE ASH
ARGUS
(1972)
Die mehr als exzellente Gitarrenarbeit auf ARUGS turnte mich tierisch an! Sie inspirierte nicht nur mich, sondern auch meinen Bruder Michael. Irgendwann bekam ich einen Anruf von Wishbone Ashs Andy Powell, der ein paar Sechssaiter verkaufen wollte – darunter auch eine ’58er- und eine ‘64er- Gibson Flying V! Wir vereinbarten einen Preis, ich holte das Geld von der Bank und machte mich auf den Weg nach London. Angekommen im U.K. zog mich der Zoll zu einer Stichprobe heraus und entdeckte das Bargeld… sie dachten bestimmt ich wäre ein Drogenkurier oder sowas (lacht)…dank meiner Überzeugungskraft überredete ich den zuständigen Beamten mit zu Andy zu kommen, damit er sehen konnte, dass die Scheine wirklich für den Gitarrenkauf bestimmt waren.