Mit seiner achten CD gelingt Steves Sohn ein prächtiges Americana-Album.
Was ist dem 35-jährigen Justin Townes Earle schon anderes übrig geblieben, als Singer/Songwriter zu werden? Sein Vater: Country-Rebell und bekennender Kommunist Steve Earle; sein zweiter Vorname bezieht sich auf den nicht weniger rebellischen Songwriter-König Townes Van Zandt, der einst Mentor seines Vaters war. Von Papi hat der schmächtige Brillenträger aber nicht nur das musikalische und lyrische Talent geerbt – er kämpfte, genau Dad, mit Drogenproblemen und den vielen Verlockungen des Musikerlebens. Aber: Justin Townes Earle zeigt sich mittlerweile geläutert. Er hat geheiratet, ein Baby ist angeblich unterwegs und: Er ist clean. Wenn das nicht perfekte Voraussetzungen für eine perfekte Platte sind? Inspiration erhoffte sich der großartige Sänger und Songschreiber auch davon, mal außerhalb seiner Heimatstadt Nashville aufzunehmen. Gemeinsam mit einer Handvoll Begleiter mietete er sich deshalb in einem Studio in Omaha, Nebraska, ein, um das Dutzend neuer Songs von KIDS IN THE STREET aufzunehmen. Guter Plan! Das deutet schon der Opener – und die erste Single-Auskopplung – ›Champagne Corolla‹ mit punktierten Bläsersätzen und treibendem Motown-Groove an. Mit Elan und Esprit sind auch die weiteren Tracks der von Mike Mogis einfühlsam produzierten CD ausgestattet: ›Short Hair Woman‹ schmeißt sich mit synkopierten Grooves und wummernder Hammond soulig in Szene, ›15-25‹ klingt nach einer gelungenen Kreuzung aus Bo Diddley und Van Morrison, bei ›Faded Valentine‹ gelingt ihm eine kitschfreie Country-Ballade und beim gefühlvollen Titeltrack braucht es lediglich eine Akustikgitarre und die Stimme von Justin Townes Earle, um die berühmte Gänsehaut aufkommen zu lassen. Keine Frage, er macht seinem Namen wirklich alle Ehre.
8/10
Justin Townes Earle
KIDS IN THE STREET
NEW WEST RECORDS