Willkommen bei den Plätzen 20 bis 11 unserer 50 besten Alben 2016 inklusive Sting, Joe Bonamassa, Eric Clapton und Wolfmother.
20 Sting
57Th & 9TH
Interscope/Universal
Zum ersten Mal seit 13 Jahren verfasst Sting wieder ein – für seine Verhältnisse – rockendes Album, ohne Theater- oder sonstigem Konzepthintergrund. Und wir hören: Einige The-Police-Sounds und manches, das an den guten Solo-Pop-Sting erinnert. Nur einmal hat sich wohl sein Esoterikberater auf den Produzentenstuhl gestohlen. Sei’s drum! „So Gott will“, vergessen wir schnell ›Inshallah‹ und hören um so öfter ›50.000‹ und unseren …
Anspieltipp: ›Petrol Head‹
19 Leonard Cohen
YOU WANT IT DARKER ´
Columbia/Sony
Dunkel, in der Tat – aber eben auch von zerbrechlicher Schönheit. Cohen raunt fast mehr, als dass er singen würde, und zwar mit einer Stimme, die scheinbar abgeklärt und spröde, aber zutiefst warmherzig über Gott, den Tod und die Liebe sinniert. Das Album erschien am 21. Oktober, am 7. November verließ uns Cohen für immer. YOU WANT IT DARKER ist der würdige Schlusspunkt einer wunderbaren Karriere.
Anspieltipp: ›Treaty‹
18 Joe Bonamassa
BLUES OF DESPERATION
Provogue/Mascot/Rough Trade
Technisch immer perfekt, aber ein bisschen seelenlos – so könnte man seinen Blues beschreiben. Doch während viele im Alter immer mehr technische Finesse erlangen, gewinnt Bonamassa mit den Jahren vor allem an Gefühl und Leidenschaft. Die neuen Songs sind druckvoller und rockiger als gewohnt, mal dreckig, mal traurig. Auch stimmlich hat er enorme Fortschritte gemacht, schwankt zwischen Wut, Verzweiflung und heiserem Hauchen.
Anspieltipp: ›Blues Of Desperation‹
17 Monster Truck
SITTIN’ HEAVY
Provogue/Mascot/Rough Trade
Manchmal braucht man einfach Musik, die einen mitreißt und völlig in ihren Bann zieht. Monster Truck haben dieses einnehmende Wesen. Bei SITTIN’ HEAVY muss man sich schon festhalten, um nicht vom Stuhl geblasen zu werden. Kompromisslos rocken die Kanadier durch ihren Zweitling, zitieren gekonnt Led Zeppelin, Thin Lizzy und Bad Company und kreieren daraus völlig unverkrampft ihren eigenen brachialen Sound.
Anspieltipp: ›For The People‹
16 Sturgill Simpson
A SAILOR’S GUIDE TO EARTH
Atlantic/Warner
Für Fans von traditionellem und alternativem Country, die lange am Fließband-Pop aus Nashville (Stichwort „Bro-Country“) verzweifelten, fühlte sich 2016 verdammt gut an. Der „wahre“ Country schlug zurück. Zum einen festgemacht am anhaltenden Aufstieg von Chris Stapleton zum neuen Superstar des Genres. Sein 2015er-Album TRAVELLER steht inzwischen bei zwei Millionen verkauften Einheiten und bewies allen: Ein Markt für authentischen, niveauvollen Country ist sehr wohl vorhanden. Das Billboard-Magazin reagierte mit neuen „Americana/Folk“-Charts für das weite Feld zwischen Südstaatenrockern wie Blackberry Smoke, Veteranen wie John Prine und Neo-Folkies wie Bon Iver. Inzwischen gibt es Wochen, in denen dieses Segment den Country-Pop-Markt überholt. Neue Namen wie Margo Price, William Michael Morgan, Mo Pitney und Luke Bell starten mit Ur-Country durch – es herrscht Umbruchsstimmung wie in den frühen 90ern, als die Alternative-Bands Synthpop und Spandexmetal der 80er alt aussehen ließen.
Wenn wir diesen Vergleich weiterspinnen und Chris Stapleton mit Nirvana gleichsetzen, dann übernimmt Sturgill Simpson wohl die Rolle der Pixies. Der Nashville-Außenseiter war mit seinem 2014er-Album METAMODERN SOUNDS IN COUNTRY MUSIC sicherlich wegweisend für die aktuelle Entwicklung, um aber wirklich vom Mainstream in die Arme geschlossen zu werden, bleibt der Mann, über den Merle Haggard höchstpersönlich sagte „As far as I‘m concerned, he‘s the only one out there“, zu unbequem. Siehe Simpsons drittes Album: Anstatt seiner neuen Fanbase ihr Nu-Country-Wunschkonzert abzuliefern, gibt der Unberechenbare ihr was zu kauen. A SAILOR‘S GUIDE TO EARTH ist ein ausschweifendes Konzeptalbum, geschrieben für Sturgills Sohn, das soulige Bläser, Led-Zep-Rock und eine Zeitlupen-Nirvana-Coverversion mit prägnanten Lyrics voll cleverer Einsichten und bitterer Wahrheiten unter einen Hut bringt – und zwar keinen Cowboyhut.
Henning Furbach
Anspieltipp: ›Keep It Between The Lines‹
15 Eric Clapton
I STILL DO
Polydor/Universal
Experimente gibt‘s keine auf Gitarrenmeister Claptons 23. Album. Warum auch, der 71-jährige spielt, was er am besten kann: den Blues. Neben Eigenkompositionen finden sich Neuinterpretationen von Legendenkollegen wie Bob Dylan (›I Dreamed I Saw St. Augustine‹) und JJ Cale (›Can’t Let You Do It‹). Eine immer wieder auftauchende Ziehharmonika verleiht den Songs das Flair einer alten Seemannskneipe.
Anspieltipp: ›Cypress Grove‹
14 MUDCRUTCH
2
WB/WARNER
Bevor Tom Petty mit den Heartbreakers durchstartete, hieß seine Band Mudcrutch – die seinerzeit allerdings nur Singles aufnahm. Alben entstanden erst im neuen Jahrtausend, das jüngste, 2, präsentiert Petty und Kollegen erwartungsgemäß im Byrds- (›The Other Side Of The Mountain‹) und Dylan-Modus (›Save Your Water‹), ergänzt um ländlich-luftigen Rock‘n‘Roll und gelegentliche Fuzz-Attacken. Hörenswert.
Anspieltipp: ›Hope‹
13 Jeff Beck
LOUD HAILER
ATCO/Warner
Musik hält jung, der beste Beweis für diese These ist Jeff Beck, denn der 72-Jährige klingt auf seinem aktuellen Werk so frisch und ungestüm wie mit Mitte 20. Das liegt bestimmt daran, dass Beck während seiner Karriere stets seinen Horizont erweiterte und immer wieder sein gewohntes Fahrwasser verließ. Außerdem stellte er sich für LOUD HAILER eine jugendliche Band für Komposition und Ausführung zur Seite.
Anspieltipp: ›Live In The Dark‹
12 Okta Logue
DIAMONDS AND DESPAIR
Virgin/Universal
Wenn es für eine Band aus Hessen keine deutsche, wohl aber eine englische Wikipedia-Seite gibt, sagt das schon mal etwas aus über ihr internationales Format, oder? Mit ihrem dritten Album zeigten sie jedenfalls eindrucksvoll, dass sie nicht nur Landes-, sondern auch Genregrenzen mühelos hinter sich lassen. Psychedelisch angehauchter, zeitloser Midtempo-Rock, der eingängig die Ohren umschmeichelt und doch in seiner ganz eigenen Welt lebt – einfach beeindruckend!
Anspieltipp: ›Pitch Black Dark‹
11 Wolfmother
VICTORIOUS
Universal
Ganz geradlinig lief es in den letzten Jahren nicht für Andrew Stockdale. Um so erfreulicher, dass er sich mit VICTORIOUS gefangen hat und sein bestes Album seit dem selbstbetitelten Wolfmother-Debüt vor elf Jahren liefert. Dabei verließ sich Stockdale wieder auf das altbewährte – aber lange nicht so gelungen umgesetzte – Mittel messerscharfer Ohrwurm-Riffs und schrieb trotzdem so vielseitige Songs wie selten zuvor.
Anspieltipp: ›Gypsy Caravan‹
Morgen geht es weiter mit der Top Ten.
Hier findet ihr die Plätze 30-21.
Die Playlist zu unseren Top 50 2016 findet ihr bei Juke.