Mr. Be-Bop-A-Lulas Zweite: wildes Cruisen im „Pink Thunderbird“.
Als Gene Vincent 1971 mit gerade einmal 36 Jahren an einem offenen Magengeschwür und ohne einen Penny in den Hosentaschen verstarb, galt er als längst vergessener „Has-Been“. Zwei prominente Fans trauerten besonders: John Lennons und Paul McCartneys Faible für Vincent, der seit jenem sagenumwobenen Autounfall in Großbritannien 1961, der Rock’n’Roll-Kollege Eddie Cochran das Leben kostete, auf einem Bein hinkte, dokumentierte sich auf diversen Fotos aus der Frühphase der Fab Four in Hamburg. Es manifestierte sich aber auch in diversen Interviews für die Nachwelt, wenn sich Lennon und McCartney unabhängig voneinander an bizarre Begebenheiten der guten alten Zeit erinnerten und ungehemmt schwärmten. Als GENE VINCENT & THE BLUE CAPS im März 1957 als Nachfolger des Debüts BLUEJEAN BOP (1956) erschien, lag der einzige Welthit des amerikanischen Sängers und Komponisten schon ein Jahr zurück: ›Be-Bop-A-Lula‹, ursprünglich die B-Seite von ›Women Love‹, verkaufte sich weltweit mehr als zwei Millionen mal. Über vergleichbare Hitqualitäten verfügte keiner der Tracks des von Ken Nelson produzierten runden Songdutzends von gerade mal einer halben Stunde Spielzeit, für das eigens der im August des Vorjahres ausgeschiedene Gitarrist Willie Williams zurückbeordert worden war. Dennoch spiegeln atemlose Uptempo-Rocker wie ›Pink Thunderbird‹, ›You Better Believe‹, ›You Told A Fib‹, ›Double Talkin’ Baby‹, ›Red Bluejeans & A Ponytail‹ und ›Hold Me, Hug Me, Rock Me‹, aber auch die Kuschelballade ›Unchained Melody‹ oder die Midtempo-Klage ›Blues Stay Away From Me‹ perfekt den typischen Klang-Zeitgeist der rebellischen Rock’n’Roll-Ära wider. Dass das archaische Chaos von ›Cat Man‹ oder die Manie von ›Cruisin’‹ zu den Favoriten der 80er-Neo-Rockabilly-Rebellen The Cramps zählten, verwundert also nicht wirklich.
Gene Vincent And His Blue Caps
GENE VINCENT AND THE BLUE CAPS
RUMBLE
8/10