„Armer Shakey Graves“ denken wir noch auf dem Hinweg zur Show. „Ausgerechnet parallel zum Halbfinal-Rückspiel Bayern-Atletico spielt er in München. Er kann ja nicht wissen, dass an solchen Abenden das Nachtleben in der Landeshauptstadt frühestens eine Stunde nach dem Schlusspfiff beginnt.“ Doch die Befürchtung, der strubbelige alt.Country-Songwriter aus Austin, der bis vor kurzem nur online auf Bandcamp veröffentlichte und sich erstmals in Deutschland zeigt, müsste vor drei Leuten und einem Hund spielen, war unnötig. Praktisch ausverkauft ist das Ampere. Oha! Dieser Geheimtipp ist gar nicht mehr so geheim!
Auf der Bühne rechtfertigt Alejandro Rose Garcia (so Shakeys Geburtsname) das volle Haus voll und ganz. Es ist nicht leicht, als Singer/Songwriter mit Akustikgitarre das Publikum ein ganzes Set bei der Stange zu halten, aber Shakey gelingt das mühelos, denn er hat nicht nur diesen Modus operandi: Filigrane Balladen spielt er auf der Akustischen. In Modus 2 holt er die Elektrische hervor, zupft in virtuosem Stil und gibt den Songs damit wippenden Rhythmus und Pep mit. Für Modus 3 schließlich holt er sich Drummer Chris „Boo“ Boohsada auf die Bühne und die zwei fetzen im White Stripes-Style aufeinander los. Zwischen diesen Varianten wechselt der Texaner hin und her, das sorgt für permanente Abwechslung.
Obendrein entpuppt Shakey sich als souveräner Entertainer: Immer einen pfiffigen Spruch auf den Lippen lacht er gerne, bevorzugt über sich selbst. Das Publikum dankt’s ihm mit Begeisterung. Wer also daheim blieb oder ins Stadion ging, um den Bayern beim frustrierenden Ausscheiden zuzugucken, darf sich doppelt ärgern. Denn er hat eins von Münchens Konzerten des Jahres verpasst.
Shakey Graves: München, Ampere (03.05.16)
■
- Advertisement -
- Advertisement -
Weiterlesen
- Advertisment -