,,Hear ye, hear ye, punks and skins and journeymen…” singt Englands neuer Superstar in Sachen Folk-Punk, Frank Turner, in seiner letzten Zugabe ›I still believe‹. Eine bessere Umschreibung des kleinen Kreises von Turner-Jüngern, die sich erwartungsvoll in der Kölner Kulturkirche einfinden, kann man nicht liefern. Was ist so Besonderes an Frank Turner und seiner Backingband, den Sleeping Souls, dass Skinheads und kleine Emo-Punk-Mädchen einträchtig nervös von einem Fuß auf den anderen hibbeln? Nichts, wenn man dem Sänger aus Essex im Südosten Englands glaubt. Für ihn sind alle Musikfreunde gleich egal, ob sie auf oder vor der Bühne stehen. Diese Einstellung trägt Turner seit dem Beginn seiner holprigen Karriere vor sich her wie einen Gral, und man glaubt es ihm auch noch, wenn er längst in seinem Heimatland die Wembley-Arena mit einem Fingerschnippen ausverkauft. Diese Sympathie und eine kleine, wunderschöne evangelische Kirche schaffen das Fundament für einen denkwürdigen Abend. Die beiden Vorbands aus dem Rockabilly-Punk-Segment sorgen zunächst für gute Stimmung bei den meisten Anwesenden, doch dann hat Frank Turner keine Mühe, noch ein paar Schippen draufzulegen. Eine ausgewogene Setlist, die sich über alle Alben erstreckt und mit ›If I Ever Stray‹, ›Photosynthesis‹ und ›Try This At Home‹ genügend Hits enthält, führt zu Begeisterungsstürmen und vom Publikum initiierten Mitsing-Parts. Die Musiker sind sichtlich beeindruckt von der Textsicherheit des deutschen Publikums und zollen auch der ungewohnten Umgebung Tribut: Aus Respekt vor der nach wie vor als Gotteshaus genutzten Location fliegt das religionskritische ›Glory Hallelujah‹ aus dem Set. Doch bevor auch nur der Hauch von Enttäuschung aufkommt, wir das reguläre Set durch fünf Songs verlängert und mit dem grandiosen Tom-Jones-Cover ›Delilah‹
und der England-Hymne ›Wessex Boy‹ für strahlende Gesichter gesorgt. Zwischendurch bleibt zudem noch genügend Muße für Anekdoten aus Frank Turners Freundeskreis oder das Vom-Blatt-Absingen einer deutschen Übersetzung von ›Eulogy‹. Ein ganz starker Auftritt in denkwürdigem Rahmen, über den bei einigen Stangen Kölsch vor den Kirchentoren noch lange gefachsimpelt wurde.