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Wovenhand – Last Man Standing

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Wovenhand – Last Man Standing

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wovenhandExtremweihrauching, bitte! Die Konzerte des rockenden Wanderpredigers aus Colorado sind immerhin schwerintensive Andachten. Doch ab sofort schreibt er einige seiner Evangelien neu. Und zwar die Kapitel Spaßfaktor, Sound und Sidemen. Hallelujah!

Es fühlt sich gut an!“ David Eugene Edwards strahlt, als habe er gerade seine Seligsprechung erhalten. Oder ein Zeichen vom Allmächtigen. Oder beides auf einmal. Dabei ist es das kleine Glück, das ihn erleuchtet. Nicht nur sein Leben, auch seine Musik ist getrieben von seiner inneren Haltung, seinem Glauben, seiner Sichtweise auf die Welt. Seit 20 Jahren zieht Edwards mit schwerintensiven Songs beladen um den Globus. Zuerst mit 16 Horsepower, inzwischen mit seiner Nachfolgekapelle Wovenhand. Konzerte spielt der Bandboss grundsätzlich im Sitzen, Gitarre, Banjo oder Bandoneon im Anschlag, den Blick zumeist auf die eigenen Boots gerichtet, die den Beat in den Bühnenboden stampfen. Was für John Lee Hooker gut war, genügt Edwards sowieso. „Wenn ich so spiele, bin ich ganz in meiner eigenen Welt“, sagt er. „Klar registriere ich, was um mich herum passiert, aber die Kommunikation mit meiner Band ist doch sehr limitiert.“

Und dann das: Edwards wird zu einer Session der australischen Post-Punk-Rocker Crime And The City Solution geladen, über seinen Freund und Fan Alexander Hacke der Einstürzenden Neubauten. „Alex ist stets der lauteste Zuschauer im Publikum“, freut sich Edwards über die Konzertbesuche seines Kumpels, „im Laufe der Jahre entstand zwischen uns eine echte Freundschaft.“ Man trifft sich also in Detroit zu einer Session, wo man Edwards’ Bitte nach einem Stuhl mit Stirnrunzeln und Kopfschütteln quittiert. „Als ich dann erstmals im Stehen spielte, war das eine ganz neue Erfahrung für mich, eine ganz andere Beziehung zu den Musikern. Ich dachte: Wow, ich kann das ja!“ Blickkontakt, Interaktion, Bühnenpräsenz – alles anders. Alles neu. Edwards ist fasziniert. Herumrennen wie Angus Young traut er sich allerdings nicht. Noch nicht. „Ich muss ja sowieso meist am Mikro stehen“, sagt er schüchtern. „Aber es ist auch für meine Band neu. Meine Jungs sind es gar nicht gewohnt, dass ich plötzlich vor ihnen stehe!“

Seine Jungs, das sind stetig wechselnde Line-ups, von denen nur Multiinstrumentalist Pascal Humbert ein konstanter Wegbegleiter ist. Mit einem Teil hat Edwards gerade LIVE AT ROEPAEN in einer alten Klosterkirche im holländischen Ottersum aufgenommen. Ein passender Ort für Edwards sakrale Musikpredigt über den Zustand der Welt, unser Seelenheil, das Universum und den ganzen Rest. Dabei wirkt der Bandboss stets ein bisschen wie eine skurrile Mischung aus in-trovertiertem Westernheld und Wanderprediger, Nerd und Großstadt-Punk. Aber er versteht es, seine Musik eindrucksvoll in Szene zu setzen. Edwards kämpft, keucht und schwitzt jede Note aus seinem Instrument, zeigt tiefe Entschlossenheit, völlige Hingabe und emotionale Dringlichkeit. Wovenhand-Konzerte sind kein Spaß, sondern harte Arbeit. Für alle Beteiligten. „Es gibt Millionen Bands und tolle Entertainer, Musiker, die dir eine nette Unterhaltungsshow bieten. Ich käme nie auf die Idee, einen Fuß in diese Welt zu setzen, dieses Feld ist gut bestellt. Unsere Konzerte sind eher eine Laborsituation. Man muss sich darauf einlassen, dann wird es interessant für euch und uns.“

Edwards ist ein Getriebener, der seine Roots-Rock-Songs mit schweren Klang-Gewittern und geradezu Wagnerianischen Inszenierungen versieht. LIVE AT ROEPAEN ist mit kathedralenhaften Hallräumen inszeniert, Edwards’ Gesang wirkt manisch und melancholisch, seine Gitarren- und Banjo-Riffs – die er gerne auf Second-Hand-Instrumenten zimmert – werden mit Effekten verfremdet und zu Feedbacks getrieben, dann wieder zart akustisch mit Kontrabass und Keyboard koloriert. Das wirkt mitunter, als seien sich Nick Cave, Chris Whitley und Elliott Smith mit einer echten Scheißlaune über den Weg ge-laufen.

Edwards polarisiert. Während ihn Fans frenetisch feiern, drehen andere erschrocken ab. Aber selbst erklärte Liebhaber finden seine Konzerte anstrengend, „und das muss so sein“, grinst Edwards. „Ich bringe Dinge auf den Tisch, die den Menschen unangenehm sind, drüber nachzudenken. Je intensiver diese Erfahrung für uns alle ist, desto mehr können wir nach dem Konzert den inneren Frieden schätzen. Und die Menschen verstehen vielleicht ihre Beziehung zu Gott ein bisschen besser, achten mehr auf sich und merken, dass wir alle gleich sind. Sie verstehen hoffentlich, dass sie konditioniert wurden, in Kategorien zu denken wie gut und böse, arm und reich, klug und dumm. Das schafft nur Leid, Bitterkeit, Ag-gression, Krieg.“

Parallel schrieb der 44-Jährige an einem neuen Studiowerk, das im September erscheinen und unter der Überschrift THE LAUGHING STALK stehen soll. Sichtlich euphorisiert und glückshormontrunken von seiner Stehperformance griff Edwards im Studio gehörig in die Steckdose: Das Album rockt. Das Banjo blieb im Koffer. „So wie wir auf der Bühne spielen, als eine Band in einem Raum, so haben wir das Album aufgenommen. Es besitzt die gleiche Energie, Haltung und Spannung. Wir wollten es wissen.“

„Wir“, das sind schon wieder neue Musiker. Lediglich Ordy Garrison blieb auf dem Schlagzeughocker, neu eingestöpselt haben sich Gitarrist Chuck French und Bassist Gregory Garcia Jr. „Gregory ist Ordys Neffe, ich kenne ihn, seit er ein Kind war. Er ist schon immer ein Fan unserer Musik. Er kann alles spielen, Gitarre, Schlagzeug, Bass“, schwärmt Edwards. „Chuck wiederum kenne ich aus Denver, er war Frontmann einer Scream-Core-Band, und ich mochte seinen Gi-tarren-Sound, der mich an AC/DCs Malcolm Young erinnert.“ Neun Stücke haben sie für THE LAUGHING STALK eingespielt, teilweise bereits auf der Wovenhand-Website zu hören.

Was der geneigte Fan nicht ahnt: Edward hat alle Songs auf seinem neuen Lieblingsspielzeug geschrieben: einer Heimorgel. Einem jener schrankwandgroßen Musikmöbel mit vielen bunten Tasten und schmissigen Samba- oder Bossa-Rhythmen, die in den 70ern gerne bundesdeutsche Wohnzimmer beschallten. „Ich liebe dieses Teil“, schwört er, „ich schrieb alle Songs auf meiner Orgel und transkribierte sie dann für die Gitarre. Dann habe ich diese Ideen den Jungs vorgestellt, und wir haben sie gemeinsam gerockt.“ Es führen halt viele Wege zur Glückseligkeit. Doch wer hätte gedacht, dass ausgerechnet der bierernste Edwards seine kantigen Kathedralen-Rocker daheim im Easy-Listening-Flair einschunkelt? Ein Schelm, wer da an Mike Flowers Pops denkt. „Irgendwann werde ich diese Versionen mal veröffentlichen“, verspricht Edwards. Und sie vielleicht auch live bringen? Vermutlich nicht. Er müsste ja wieder im Sitzen spielen.

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