Unterschätzter 70er-Klassiker.
Im steten stilistischen Wandel befanden sich die 1963 ursprünglich als wüste R’n’B-Rabauken gestarteten Pretty Things vor allem im ersten Jahrzehnt ihrer Existenz. In der Besetzung immer mal wieder Veränderungen unterworfen, lieferte die Truppe um Sänger Phil May kontinuier-lich solide bis hervorragende Arbeit.
Auch das progressive Prachtstück PARACHUTE von 1970 macht da keine Ausnahme. Das erste Werk nach Weggang von Ur-Gitarrist Dick Taylor, der durch Pete Tolson ersetzt wurde, erzielte wie das vorangegangene Psychedelik-Konzeptalbum S.F. SORROW in Europa weder nennenswerten Absatz noch gesteigertes Prestige. Immerhin erbarmten sich Fach-kreise in den USA: Im „Rolling Stone“ wurde das mit deutlichen Referenzen an die Beatles in den Abbey Road Studios ein-gespielte PARACHUTE völlig zu Recht zum „Album des Jahres“ gekürt.
Eine gewisse Zeitlosigkeit umflort sowohl die 13 originalen Tracks als auch die um eine zweite CD mit Single-A- und B-Seiten, Demos sowie aktuellen akustischen Re-Interpre-tationen ergänzte 40TH ANNI-VERSARY EDITION. Selbst auf nackter Akustikbasis mit vierstimmigem Harmoniegesang funktionieren sämtliche Songs, durchsetzt nur von sparsamen E-Gitarren-Overdubs: ›She’s A Lover‹, ›Sickle Clowns‹ und das damals auch im Bremer Beat-Club präsentierte ›Cries From The Midnight Circus‹ eignen sich als Anspieltipps eines LP- Klassikers, der auch 40 Jahre später ohne Ausnahme hohes Niveau garantiert.