Früher waren sie verbitterte Konkurrenten. Dann verschwand der eine in der Versenkung, der andere wurde zum Superstar. Doch dann machten Elton John und Leon Russell plötzlich gemeinsame Sache – als das seltsamste Männerpärchen seit Bugs Bunny & Duffy Duck. Mindestens.
Dabei konnte Russell einem fast ein bisschen leid tun: Schon mit 68 war er ein alter, kranker, weißhaariger Mann, der an den Rollstuhl gefesselt war, eine schwere Gehirn-OP hinter sich hatte und wie ein Schatten seiner selbst wirkte. Nicht zu vergleichen mit dem einstigen Rockgott am Klavier, der skurrile Hüte und Glitzeranzüge trug, ein absoluter Frauenschwarm war und in den Sechzigern und Siebzigern für Phil Spector, Sinatra und diverse Ex-Beatles spielte, Joe Cockers legendäre „Mad Dogs And Englishmen“-Tour organisierte und nicht nur als Solist von sich Reden machte (›A Song For You‹, ›Tight Rope‹), sondern auch als Studio- und Plattenfirmenboss sowie nicht zuletzt als Barbesitzer. „Ich schätze, ich war so etwas wie der erste Mogul der Musikgeschichte“, kicherte er später hinter seiner verspiegelten Sonnenbrille hervor. „Ich habe Tausend Sachen gleichzeitig gemacht, hatte berühmte Freunde und jede Menge Geld. Keine Ahnung, wo das alles geblieben ist, aber es ist definitiv nichts übrig. Und die letzten Jahre waren hart, verdammt hart sogar.“
Eben mit permanentem Tingeln durch winzige US-Clubs, fast 200 Shows pro Jahr, selbst produzierten Alben auf obskuren Indie-Labels und einer zusehends schlechteren Gesundheit. „Ich hatte eigentlich schon überlegt, ob ich mir einen Revolver besorge oder nach Südamerika abhaue“, sagte er nicht wirklich scherzhaft. „Doch dann bekam ich im letzten Herbst diesen Anruf, der mein Leben komplett verändert hat.“ Denn wie aus dem Nichts meldete sich plötzlich Elton John bei ihm – in den frühen Siebzigern Leons ärgster Konkurrent um den Thron des besten Pop/Rock-Pianisten und bei ihrem letzten Zusammentreffen noch dessen hoffnungsvoller Support-Act. „Klar war er gut. Aber ich hätte doch nie gedacht, dass er mal so erfolgreich wird – also so viel erfolgreicher als ich. Aber es ehrt ihn, dass er sich nach all den Jahren noch an mich erinnert, dass er mich als sein Idol bezeichnet und mir mit diesem Album aus der finanziellen Patsche hilft.“
Wobei Eltons Vorschlag, ein gemeinsames Album aufzunehmen, natürlich nicht ganz uneigennützig war. Der exzentrische Brite durchlief seit längerem eine kreative Durststrecke, lebte vor allem von seinen Musicals nebst Greatest Hits und brauchte dringend Inspiration. Die er sich dann von und durch Leon holte – als Piano-Duo in bester Bugs Bunny/Duffy Duck-Manier, das zwischen Seventies-Rock, Soul, Gospel und Country & Western pendelte, mit selbstironischen Texten über Alter, Cowboystiefel und Männerfreundschaften glänzte, und nicht zuletzt eine imposante Liste an Gastmusikern auffuhr: Brian Wilson, Neil Young, Paul McCartney oder auch Grace Jones, die es Leon besonders angetan hat: „Eine echte Rassefrau. Sie hat sich sofort auf meinen Schoss gesetzt – und einen alten Mann sehr, sehr glücklich gemacht.“
Genau wie Elton, der für 2011 eine Welttournee mit seinem Buddy plante und auch dessen vergriffenen Backkatalog neu auflegen wollte. „Ich kann mit einigem Stolz behaupten, dass meine Rente nun gesichert ist“, kicherte Leon damals. „Und das ist mehr, als ich mir in meinen kühnsten Träumen erhofft hätte. Meine Frau, meine Kinder und meine Bank werden dir auf immer dankbar sein, Elton.“
Das ist eine tolle Scheibe, ich war sehr überrascht. Es mach Laune.