Fragen über Fragen: Was geschah mit meinem Rock’n’Roll?
Selten passte ein Bandname so perfekt: Entstammt der Terminus Black Rebel Motorcycle Club doch aus jener Zeit, als das weiße Nachkriegs-Amerika zwischen gewachsenem Wohlstand, tief verwurzeltem Konservatismus, bigotter Religiosität und mieser Denunziationen der McCarthy-Ära in den frühen 50er Jahren seine erste wüste Jugendrevolte durchlebte. In den blitzblanken Suburbs der Metropolen rumorte es verdächtig. Perfekt widergespiegelt in Regisseur Laszlo Bene-deks Kult-Road-Movie „The Wild One“ von 1953. Da agiert der in Jeans und Leder gekleidete junge Marlon Brando als Anführer einer derben Rocker-gang namens Black Rebel Motorcycle Club. Noch vor James Dean und Elvis Presley avanciert Brando zum Jugendidol. Ein raffiniert kalkulierter Pop-Ikonen-Status, den sich der 1998 in San Francisco aus der Taufe gehobene Black Rebel Motorcycle Club krallt und clever zu Eigen macht. Stilistisch inspiriert von The Velvet Underground, T. Rex, The Jesus & Mary Chain, Spaceman 3, Love And Rockets und Oasis, stellen die Frontmänner Peter Hayes und Robert Levon Been auf dem Debüt BLACK REBEL MOTORCYCLE CLUB von 2001 geschickt die rhetorische Frage ›Whatever Happened To My Rock’n’Roll (Punk Song)?‹. Mit zehn weiteren hypnotisch inszenierten Drei-Akkorde-Hymnen, zumeist im Zeitlupentakt, gelingt es BRMC, sich zumindest für die nächsten Jahre unangreifbar als smartes Sprachrohr und gutes Gewissen des Independent Rocks amerikanischer Prägung zu installieren. Doch im Gegensatz zu den Kollegen von The Black Keys hat es das Kreativ-Duo trotz exzellenter Nachfolge-werke leider nie aus der Enge verräucherter Club-Gigs geschafft.