Anfang der 70er Jahre nahmen die Briten Roger Lomas und Philip Whitcher alias Rog & Pip eine Reihe an Songs auf. Doch statt wie erhofft in den Ladenregalen landeten diese überwiegend in den Archiven. Erst jetzt werden diese Kleinode des frühen Hard-, Psychedelic- und Glam-Rock der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Solche Geschichten schreibt nur das Leben. Rog & Pip spielten zusammen in der Freakbeat-Band The Sorrows und komponierten nach ihrem Ausstieg 1967 als Duo weitere Songs. Etwa 40 Jahre später – die beiden hatten ihre Kreationen bereits vergessen – hörte Lee Dorrian, seines Zeichens Sänger von Cathedral und Boss von Rise Above Records, den Track ›War Lord‹. Er war schwer begeistert und fragte, ob es noch unveröffentlichte Stücke gäbe. „Lee kam mich in Coventry besuchen, um die Songs anzuhören und regte an, diese auf seinem Label zu veröffentlichen“, erinnert sich Roger Lomas. „Nachdem ich das Ganze mit Pip besprochen hatte, stimmten wir zu, da Lee sehr enthusiastisch war.“ Das Ergebnis wurde OUR REVOLUTION betitelt und ist eine hörenswerte 12-Track-Zeitreise mit Liner-Notes und unveröffentlichten Bildern.
Da viele der Tapes in einem schlechten Zustand waren, musste Rog einige Restaurationen vornehmen und alle Tracks eigenhändig neu mastern. „Einige Stücke sind gut geworden, andere nicht so“, gibt er zu, „aber nachdem dies die einzigen noch existierenden Kopien waren, müssen wir damit leben.“ Das erneute Eintauchen in die Vergangenheit war für die beiden eine sehr nostalgische, schöne Zeit, die zahlreiche Erinnerungen zurückbrachte. „Es war ein sehr emotionaler Moment für mich, als wir die Tapes bei Roger zum ersten Mal wieder hörten“, berichtet Pip. „Ich war ganz aufgeregt, wie gut einige der Sachen waren. Zwar konnte ich mich bei einigen Stücken nicht mehr erinnern, dass wir sie aufgenommen haben, aber es war wundervoll, sie wieder zu hören. Ich wünschte, ich könnte noch einmal zurück reisen in diese aufregenden Zeiten von Liebe und Frieden.“
Dass Rog & Pip seinerzeit aufhörten, gemeinsam Musik zu machen, hat verschiedene Gründe. Rog merkt an, dass einige Plattenfirmen die Songs als nicht gut genug erachteten, um sie zu veröffentlichen. Eine konkrete Entscheidung, dass man aufhören wolle, habe es jedoch nie gegeben. „Wir sind irgendwann einfach verschiedene Wege gegangen“, sagt er. „Bei unserem allerletzten Stück ›Ruby Through Me‹ sind wir nicht mehr weiter als bis zu den Backing-Tracks gekommen, dennoch haben wir uns entschieden, es nun als Bonus-Track der Vinyl-Edition mit zu veröffentlichen.“ Pip ergänzt: „Wir haben nie konkret beschlossen, nicht mehr zusammen zu arbeiten. Es war eher ein natürliches Ableben des Projekts. Wir entwickelten uns in verschiedene Richtungen, ich bin beispielsweise von Coventry nach Devon gezogen und wir haben Familien gegründet.“
Kontakt haben die beiden dennoch bis heute gehalten. Während Rog 1977 bei The Dodgers entstieg und in Coventry ein eigenes Studio aufbaute, in dem er einige erfolgreiche Alben im Ska- und Reggae-Bereich produzierte, zog sich Pip aus der Musik zurück und widmete sich der Kunst. So sind weitere musikalische Kooperationen von Rog und Pip unwahrscheinlich. „So gerne ich die Uhr zurückdrehen würde, so wenig sehe ich das realistischerweise“, sagt Rog. „Wir hatten eine phänomenale Energie in unserer Musik, aber können wir diese noch einmal erreichen? Sollten wir das Risiko eingehen und vielleicht komplett versagen? Ich glaube, man sollte die alten Erinnerungen besser nicht ruinieren. Doch sag niemals nie…“