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Lord Of The Lost: Mit Blut und Flitter zum Eurovision Songcontest

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Lord Of The Lost: Mit Blut und Flitter zum Eurovision Songcontest

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Wenn eine Metal-Band beim Eurovision Song Contest antritt, wirkt das wie ein Brennglas für streitbare Fragen der Rockmusik. Haben Rock’n’Roll oder Metal eine Chance im Mainstream? Und: Wie viel Mainstream verträgt alternative Musik, ohne die in ihrem Wesen verankerte Anti-Establishment-Attitüde zu verraten? Spannende Themen, die jetzt, wo die Hamburger Dark-Metaller von Lord Of The Lost mit ›Blood & Glitter‹ beim ESC in Liverpool antreten, heiß diskutiert werden. Für Frontmann Chris Harms ist die Sache klar: „Wir haben kein Problem mit Mainstream-Plattformen, solange wir – und das ist der Knackpunkt – authentisch sind. Wir bleiben unverbogen und haben beim ESC klar gemacht, dass wir nichts tun, das uns nicht passt. So können wir diese Veranstaltung mit alternativer Musik etwas bunter machen.“ Dabei macht der Sänger auch keinen Hehl daraus, dass sich Lord Of The Lost schon mehrmals beworben haben: „Wir versuchen es schon einige Jahre beim ESC. Lange hat es nicht funktioniert, weil sich Deutschland selbst ein Genre-Korsett gesteckt hatte, in das wir nicht passten. Mit unserer Glam-Optik hat sich das verändert, weil das nun gut im Kontext der Veranstaltung funktioniert.“ Inspiriert wurde der Titel des neuen Albums und der Single vom gleichnamigen Bildband des Fotografen Mick Rock, der alle Größen der Glam-Ära vor der Linse hatte. Harms dazu: „Ich habe Mick Rocks Bilder schon als Kleinkind in der Vinylsammlung meiner Eltern gesehen, ohne dass ich um ihn als Fotografen wusste. Wir hatten viele 70er-Platten, genau aus jener Glamrock Ära, die Rock ja maßgeblich abgelichtet hat. Anfang der 2000er erschien dann sein Bildband „Blood And Glitter“, wo ich all diese wunderbaren Fotos wiederentdeckte. Irgendwann fiel mir auf, was für einen großartigen Titel das abgeben würde, also schlug ich der Band vor, ein Album daraus zu machen. Eine Platte, die das Lebensgefühl der 70er widerspiegelt, ohne zwangsweise nach 70er Jahre zu klingen.“

Dass Lord Of The Lost mit einem absolut nicht kommerziell gedachten Album – die Platte wurde ohne Vorab-Single nur sechs Tage vor Release am 30.12.2022 angekündigt – nun beim Eurovision Songcontest mitmischen, ist nicht nur eine wundervolle Laune der Musiknatur, sondern transportiert gleichzeitig eine wichtige Botschaft, auch wenn Harms selbige nicht spezifisch benennen will: „Im Grunde sind wir die exotische Randerscheinung und die härteste Band dort. Anders möchte ich das gar nicht bewerten. Im Song selbst heißt es „we’re all from the same blood“, die Aussage steht für sich. Wir treten für Deutschland an, wobei ich mich gegen diesen „für meine Nation“-Gedanken ein wenig wehre. Ich bin froh, hier leben zu dürfen, aber ich werde dort nicht mit einer Deutschland-Flagge einlaufen. Vor allem treten wir für unsere Art von Musik an. Die Nationen beim ESC dienen als organisatorischer Rahmen, eigentlich ist dieser Wettbewerb für mich da, um Grenzen zu überwinden.“ Der Mangel an Nationalstolz und der Überfluss an extravaganten Outfits ist jüngst ex-AFD-Politikerin Frauke Petry sauer aufgestoßen, die in einem inzwischen gelöschten Tweet bezweifelte, dass „normale Deutsche von diesen pinken Herren“ vertreten werden wollen. Harms daraufhin: „Was sind überhaupt pinke Herren? Sie muss damit eine vermeintlich homosexuelle Orientierung bemängelt haben, alleine das lässt tief blicken und ist sehr traurig. Da kann ich nur sagen: ‚Liebe Frauke, lieber pinke Herren als braune Frauen.’“

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