Mit MY WAY bringt das Heavy-Metal-Urgestein Udo Dirkschneider
kein gewöhnliches Studioalbum auf den Markt. Zu seinem 70. Geburtstag covert der ehemalige Accept-Frontmann 17 seine absoluten Lieblingssongs, die ihn über Jahrzehnte begleitet haben – Überraschungen inklusive.
Der Auslöser für das gesamte Album war die Coverversion von Alex Harveys ›Faith Healer‹, die das Werk auch eröffnet. „Aufgrund der ganzen Corona-Geschichte hatten wir viel Zeit“, holt Udo Dirkschneider aus. „Wir wollten diese Coverversion aus Spaß an der Freude schon immer mal ausprobieren und stellten dann fest, dass das Ganze ganz gut klang und einen Eigencharakter entwickelte. Dann kam unser Produzent auf die Idee, eine Liste mit Liedern zu erstellen, die ich gerne höre – und das habe ich dann gemacht. Eigentlich war kein ganzes
Coveralbum geplant, aber das hat sich dann verselbstständigt.“ Für die Auswahl der Stücke musste der Meister nicht erst lange seine Platten- und CD-Sammlung durchforsten. „Die Songs hatte ich im Kopf, das war easy – die Sachen höre ich heute noch.“ Neben klassischen Metal- und Rock-Hymnen wie ›T.N.T.‹ (AC/DC), ›No Class‹ (Motörhead), ›Rock And Roll‹ (Led Zeppelin) oder ›Paint It, Black‹ (Rolling Stones) befinden sich auch ein paar Überraschungen auf der Platte, die man von Dirkschneider nicht vermutet hätte. Zum Beispiel das melancholische ›Kein Zurück‹ von den deutschen Synthie-Poppern Wolfsheim. „Da singe ich zum ersten Mal im Leben auf Deutsch, damit habe ich mich schwergetan. Wenn du über 40 Jahre nur auf Englisch gesungen hast, dann merkst du: deutsche Sprache schwere Sprache. Ursprünglich war geplant, den Text ins Englische zu übersetzen, aber dabei ging der Sinn verloren.“ Der Text hat eine sehr persönliche Bedeutung für den 70-Jährigen, denn „der passt zu meiner Karriere mit guten und schlechten Zeiten.“
Auch ›My Way‹ von Frank Sinatra passt auf den ersten Blick nicht zu einem gestandenen Heavy-Metal-Frontmann. „Das ist mein Weg gewesen – mit den Songs, die mich im Leben begleitet haben“, erklärt der
Wuppertaler die Auswahl dieses Liedes, das dem Album auch seinen Namen gibt. Textlich blickt jemand in ›My Way‹ auf sein Leben und seine Laufbahn zurück, und mit 70 Jahren kann man schon mal eine kleine Bilanz ziehen, findet auch Udo Dirkschneider. „Das ist ein Geburtstagsgeschenk an mich selbst“, lacht er, „und ein Resümee von meiner Karriere. Das sind auch nicht Songs, die mich maßgeblich beeinflusst haben, sondern Sachen, die ich einfach in den 60ern, 70ern und 80ern gerne gehört habe.“ Da verwundert es nicht, dass
sich unter all den Nummern auch das ikonische ›We Will Rock You‹ von Queen befindet, das als erste Single und Appetithappen für das Album dient. Dirkschneider hat der Nummer einen sehr rockigen Anstrich verpasst und sie in einen Banger verwandelt, der mit der Standardversion, die auch heute noch im Radio läuft, nicht mehr viel gemeinsam hat. Mehr noch: Die Nummer wurde durch Vermittlung eines guten Freundes durch Brian May höchstpersönlich abgenommen, der Udos Version für gut befand. „Das war wie ein Ritterschlag“, freut sich der Deutsche, „der war begeistert. Brian May ist ja nicht irgendein Gitarrist, sondern eine Hausnummer. Da war ich schon etwas stolz.“ So sieht er auch ›Nutbush City Limits‹ von Tina Turner. „Ich bin schon immer Tina-Turner-Fan gewesen. Den Song haben wir damals mit Accept manchmal im Proberaum gespielt, daher kam
dann jetzt die Idee auf, die Nummer auch mal aufzunehmen. Das mag für manche Leute ungewöhnlich wirken, aber keine Angst: Das klingt schon nach Udo.“