Juni/Juli 1973: In London entsteht der Albenerstling THE HUMAN MENAGERIE
Als im Hochsommer 1973 EMI Staff Producer und A&R Neil Harrison ein 80-Mann-Orchester samt vielköpfigem Chor aus dem Ärmel zauberte sowie Andrew Powell als Arrangeur und Beatles-Veteran Geoff Emerick als Toningenieur anheuerte, um die Debüt-LP THE HUMAN MENAGERIE einzuspielen, sah sich Steve Harley am Ziel seiner kühnsten Träume. Gerade 21 Jahre alt, ließ der stets etwas vorlaute Harley 1972 in einem Anflug von Größenwahn seine dreijährige Journalisten-Laufbahn (u. a. beim Daily Express, Essex County Standard, East London Advertiser) sausen, um fortan an U-Bahnstationen und Plätzen wie Hyde Park Corner, Marble Arch, Leicester Square, Portobello Road und Covent Garden als Busker eigene Songs auszutesten. Zudem gastierte Harley, bürgerlich Stephen Malcolm Ronald Nice, schon seit mehr als einem Jahr in Londoner Bars und Clubs wie Les Cousins, Bunjies und The Troubadour an Open-Mic-Folk-Abenden.
Eine Audition bei der Folkband Odin als Sänger und Gitarrist brachte ihn in Kontakt mit Violinist Jean-Paul Crocker – das Fundament für Cockney Rebel. Im Gespann mit Drummer Stuart Elliott, Bassist Paul Jeffreys und Keyboarder Milton Reame-James entdeckte Produzent und RAK-Labeleigner Mickie Most die Truppe im Londoner In-Spot The Speakeasy Club und bot ihr einen Vertrag mit RAK-Publishing an. Von dem Agenten Eric Hall erfuhr das EMI A&R Team davon und offerierte rasch einen Drei-Alben-Deal. Harleys mehr als ein Dutzend Songs, von denen zehn auf dem Debüt landeten, erfuhren in den Londoner Air Studios eine erstaunliche Metamorphose. Ohne E-Sologitarre rückte Crockers Violine, wahlweise auch Saxofon-Wall-Of-Sound, Klassik-Impressionen oder Post-Psychdelisches in den Fokus. Powells üppige Arrangements aus himmlischen Doo-Wop-Chören, opulentem Orchesterbombast und Harleys stets gephaster Stimme ließen THE HUMAN MENAGERIE zu einem der innovativsten Alben 1973 avancieren. Ein kaleidoskopisches Sammelsurium aus der angejazzten Marc-Bolan-Hommage ›Mirror Freak‹, der Square-Dance-Ode ›Crazy Raver‹, dem Glam-Rock-Shuffle ›What Ruthy Said‹, dem knapp 10-minütigen Prä-Alan-Parsons-Project-Vehikel ›Death Trip‹ sowie der Paradenummer schlechthin, die hymnische Zeitlupen-Gothic-Gay-Ballade ›Sebastian‹.