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Greta Van Fleet – THE BATTLE AT GARDEN’S GATE

Die Tugenden des guten Seventies-Hardrocks

Die Kombination aus wuchtigem Schlagzeug, prominent platzierter Gitarrenarbeit und betont überschwänglicher Gesangsakrobatik genügte bislang, um GVF als Led Zeps Wiedergänger einzusortieren. Die Helden von einst hatten sich jedoch regelmäßig am Blues abgearbeitet, der bei Gretas ANTHEM OF THE PEACEFUL ARMY nur als eher homöopathisch dosierte Klangfarbe auftauchte und bei THE BATTLE AT GARDEN’S GATE überhaupt keine Rolle spielt. Also lassen wir das mit den oberflächlichen Vergleichen und freuen, wundern, amüsieren uns lieber über ein Album des Frühjahres 2021, das klingt, als ob es in jenen Tagen entstanden sei, als Willy Brandt per TV-Ansprache das ölkrisenbedingte Sonntagsfahrverbot postulierte und Schlaghosen nur noch die Spitzen fescher Plateuschuhe hervorlugen ließen. Alles dabei: eine hübsch plärrende Gitarre mitsamt Slade-Refrain (›My Way, Soon‹), ein effektvoll aufgeblasener Neunminuten-Rocker mit balladenhaftem Unterton (›The Weight Of Dreams‹) oder eine Engtanznummer, die nach Partykeller und Sweet Patchouli duftet (›Broken Bells‹). Sänger Josh Kiszka jodelt wie ein Großer und kratzt bei ›Tears Of Rain‹ knapp entlang der Grenze zum Musical-Pathos, doch ›The Heat Above‹ und ›Built By Nations‹ rocken und rollen qualitativ hochwertig.

Das Songwriting ist nicht immer zu einhundert Prozent klischeefrei, bringt aber die Tugenden des guten Seventies-Hardrocks kompetent auf den Punkt: melodische Eingängigkeit, Raum für Virtuosität und eine unterschwellige Melancholie, die hier allerdings eher folkiger denn bluesiger Natur ist.

8 von 10 Punkten

Greta Van Fleet, THE BATTLE AT GARDEN’S GATE, REPUBLIC/UNIVERSAL

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