Ezrin, der sich durch seine Arbeit mit Alice Cooper, Lou Reed und Kiss einen Namen gemacht hatte und später Pink Floyds THE WALL produzieren würde, war von Gabriels Management kontaktiert worden – mit der Anfrage, ob er an der Arbeit mit ihm interessiert sei. Und das war er. Ezrin glaubt, dass er und die Musiker Gabriel bei den Aufnahmen in Toronto aus seinem Schneckenhaus holten.
„Aus meiner Sicht waren die Sessions leicht“, erinnert er sich. „Aus Peters Sicht wohl weniger. Er war es nicht gewohnt, mit jemandem zusammen zu sein, der so nordamerikanisch und … so aggressiv war wie ich. Ich kam aus einer Tradition, alles schnell fertigzustellen, pünktlich und ohne das Budget zu überziehen, Entscheidungen zu treffen und mich dann daran zu halten. Peter war hingegen in einer Phase, in der er mehr experimentieren wollte. Er hat später einmal gesagt, dass er vielleicht glücklicher gewesen wäre, wenn er mehr Zeit und Spielraum gehabt hätte, um ein paar andere Sachen auszuprobieren. Aber wir hatten ein tolles Verhältnis. Es gab keinerlei Streit. Es war eine wahre Freude, mit ihm zu arbeiten, er war so klug und witzig. Nur war er eben manchmal etwas überwältigt von der Geschwindigkeit und der Intensität der Sessions. Ein britischer Reporter kam nach Toronto, um ihn zu interviewen. Die Schlagzeile lautete: ,Ein nuschelfreier Gabriel! Mit uns entwickelte er tatsächlich ein neues Selbstvertrauen und eine gewisse Souveränität. Davor war er etwas schüchtern gewesen. Er musste lernen, zu schreien, um zu uns durchzudringen. Da waren einfach zu viele Persönlichkeiten involviert.“
Ezrin lobt die Beiträge der Gitarristen Steve Hunter und Dick Wagner, des Bassisten Tony Levin, Keyboarders Larry Fast und weiterer Tastenmänner. „Wir hatten eine fantastische Band zusammengestellt. Sie waren wie das Dreckige Dutzend – jeder einzelne war ein psychopathischer Experte auf seinem Spezialgebiet der Zerstörung. Es fühlte sich an, als hätte man die ganzen Meisterdiebe aus dem Knast entlassen, um sie für den ganz großen Überfall zusammenzubringen. Peter sagte nur: ,Nun, könnte ich vielleicht wenigstens einen Briten bekommen? Also brachte er (den Gitarristen Robert) Fripp mit, was großartig war. Er war ein total reservierter englischer Gentleman unter diesen wilden Amerikanern, aber sie verstanden sich alle gut. Peter arbeitete noch Jahre später mit einigen von ihnen zusammen.“
Das Album mit dem schlichten Titel PETER GABRIEL (auch bekannt als CAR) erschien im Februar 1977, verkaufte sich ganz ordentlich und etablierte Gabriel als mehr als nur „der Typ, der die Masken trug“. Der Top 10-Hit ›Solsbury Hill‹ nahm verdeckt Bezug auf seine Trennung von Genesis („Thought my life was in a rut … which connection should I cut“, zu Deutsch: „Ich dachte, ich stecke in einer Routine fest … welche Verbindung sollte ich trennen?“), ›Modern Love‹ war ein ausgewaschener Riffrocker, während grandiose Epen wie ›Here Comes The Flood‹ und ›Slowburn‹ bewiesen, dass seine kreativen Ambitionen keineswegs nachgelassen hatten.
Ezrin erinnert sich daran, dass er das Arrangieren des Vokalquartetts auf ›Excuse Me‹ als „aufregend“ empfand – und nennt ›Humdrum‹ als den bewegendsten Moment der gesamten Sessions. „Peter öffnete den Mund – und es war wie die Stimme Gottes. Ich brach in Tränen aus. Es war eines der schönsten Dinge, die ich je gehört hatte. Es war und ist ein tolles Album. Es ist einfach zeitlos.“