Oha. Regisseur Leos Carax, enfant terrible des französischen Kinos, begibt sich auf Lynch-Terrain. Carax‘ Hang zum Surrealen ist dabei nicht neu, mit seinem Arthaus-Rundumschlag geht er einen entschiedenen Schritt Richtung bizarrem wie faszinierendem Experimentalkino, nachdem Carax‘ fünf Jahre dauernden Versuche genügend finanzielle Mittel für eine Big Budget-Produktion loszuseisen, scheiterten. Carax zog seine Lehren und zeigt mit „Holy Motors” einen Film über die Digitalisierung und Atomisierung der Gesellschaft. Dabei folgen wir dem Protagonisten DL (Denis Lavant) durch seinen Arbeitstag, der defintiv in den Bereich „seltsam” fällt: DL wird morgens in seiner Limo von einem Anwesen abgeholt. Im Fond der Luxuskarosse bereitet er sich auf die Ter-mine des Tages vor, die unter anderem beinhalten, sich als altes Muttchen zu verkleiden und an Touri-Sehenswürdigkeiten zu betteln. Oder aber im grünen Leprechaun-Anzug durch die Kanalisation zu tollen, um Eva Mendes von einem Fotoshoot zu entführen und anschließend ihre Haare zu essen. Als wilder Streifzug durch die Filmgenres bleibt Carax dabei stets überraschend bis derangiert. Eine brillantere Inkantation der puren Magie des Kinos gab es jedoch selten.