Der Ausnahmegitarrist spricht über sein neues Cover-Album und seine Arbeitsprinzipien als Solokünstler.
Yngwie Malmsteen ist ganz offensichtlich eine umstrittene Persönlichkeit. Als König des neo-klassischen Heavy Metal spielt er sich auch gerne als solcher auf. Immerhin etablierte er sich Mitte der 80er als fast unschlagbare Gitarrenmacht, sein Griffbrett ähnelte einer melodischen Sportwagen-Teststrecke und seine Outfits machten ihn zu einer Stilikone. Mit dem neuen Album BLUE LIGHTNING erweist Malmsteen jetzt jenen Bands die Ehre, die ihn während seines künstlerischen Schaffens bei Laune gehalten haben:
BLUE LIGHTNING steht in den Startlöchern. Woher kam die Idee, ein Coveralbum mit Bluesrock-Songs aufzunehmen?
Ich würde eher „bluesige Tributzollung“ statt Cover sagen. Ich jamme diese Songs schon länger, und als Mascot Records mir dazu ein Projekt vorschlug, willigte ich sofort ein.
Welche Bedeutung haben für dich die Komponisten der Songs, die du quasi neu interpretiert hast?
Um ehrlich zu sein, habe ich einfach Lieder ausgesucht, die mir am meisten gefallen. Ich würde daher nicht von Inspirationsquellen sprechen, obwohl ich die Beatles, Stones, Clapton und Hendrix natürlich sehr schätze.
Stimmt es, dass das Deep-Purple-Album FIREBALL eine besondere Faszination auf dich ausübt?
Das stimmt. Dazu muss man wissen, dass bei uns zu Hause nur Klassik gehört wurde. Bis zu meinem achten Geburtstag: Da bekam ich genau dieses Album von einem Bekannten. Daraufhin fing ich an, wie ein Irrer die Songs rauf und runter zu spielen (lacht). Daher – würde ich sagen – kommt auch meine musikalische Handschrift, Hardrock mit Klassik zu verbinden, da im ganzen Haus durchgehend diese zwei Genres liefen (lacht).
Auf der neuen Scheibe hast du jedes Instrument selbst eingespielt. Ist dir deine besagte Handschrift in den Songs besonders wichtig?
Das auch, aber in erster Linie bevorzuge ich es einfach, allein zu arbeiten. Ich heuere lediglich Musiker an, die mich live unterstützen sollen.
Hast du vor, wieder einen Live-Sänger anzustellen, oder wirst du, wie auf der neuen Scheibe, selbst singen?
Ich werde selbst singen. In der Vergangenheit war es meist immer so, dass die Sänger nie mit meinem Konzept als Solokünstler klar kamen. Anders gesagt: Viele der sogenannten „Probleme“, die ich mit anderen Musikern hatte, gingen nicht von mir aus, sondern gründen darin, dass die anderen die Job-Beschreibung nicht verstanden bzw. gelesen haben. Da steht kein Bandname, sondern meiner, ich bin der Komponist und produziere, wer das nicht mit sich vereinbaren kann, der ist einfach an der falschen Stelle.
Gibt es Künstler, die würdig sind, in deine Fußstapfen zu treten?
Ich bin mir sicher, da draußen gibt es viele junge, talentierte Bands. Es ehrt mich, wenn ich als Inspiration diene, aber da ich ständig im Studio oder auf Tour bin, bleibt fast keine Zeit, mich mit Newcomern zu beschäftigen.
Wann können wir in Deutschland eine Show von dir sehen?
Das liegt leider nicht in meiner Macht, das Management entscheidet, ob sich die Shows an den jeweiligen Orten lohnen. Ich möchte allerdings schon mal wieder in Europa auf Tour gehen.