Namenlos übte man in einer alten Lagerhalle im Wald. Aus Angst vor Diebstahl war die Location gut verriegelt und vernagelt. Bis eines Nachts die örtlichen Cops auftauchten. „Vorab sei gesagt, dass wir den Schlüssel für die Kette an der Tür verloren hatten, sodass wir alle durch das Fenster hineinklettern mussten – und wir hörten, wie einer der Jungs da draußen sagte, er müsse das Schloss abschießen, wie in den alten Western. Er hatte eine 38er Spezial, die das für ihn erledigen sollte. Als wir in unserem ersten Club spielten, hatten wir noch keinen Namen für die Band und dachten an diese lustige Geschichte zurück“, erzählt Sänger, Gitarrist und letztes aktives Originalmitglied Don Barnes die Story hinter dem Namen. Apropos Name: Die Geschichte von 38 Special ist eng mit dem im Southern Rock berühmten Nimbus Van Zant verbunden.
Sänger Donnie Van Zant, Bruder des früheren Lynyrd-Skynyrd-Sängers Ronnie und des heutigen-Frontmanns Johnny, gründete die Truppe 1975 zusammen mit Barnes und anderen in Jacksonville, Florida. Da man zu Beginn eher typisch südlich klang, gab Ronnie den Ratschlag, mit dem Kopieren aufzuhören. Nach zwei Southern-Alben ging es Ende der 70er hin zu AOR- und Mainstreamrock. Der neue Weg und ROCKIN’ INTO THE NIGHT mit der von Jim Peterik von Survivor geschriebenen Titelnummer brachten erste Erfolge, WILD EYED SOUTHERN BOYS mit der Peterik-Komposition ›Hold On Loosely‹ schließlich den Durchbruch und SPECIAL FORCES von 1982 Platin. Die 80er sorgten für Hits wie ›Teacher, Teacher‹ und ›Second Chance‹, erfolgreiche Tourneen, aber auch den Abschied von Barnes aus der Band. In den 90s kehrte er zurück und seitdem befindet sich auch der ehemalige Cactus-Drummer Gary Moffatt mit an Bord.
RESOLUTION schlug sich 1997 dank ›Fade To Blue‹ gut in den Mainstreamrock-Charts. Die 00er Jahre waren stark von Liveauftritten und Tourneen geprägt. Und von Abschieden. 2012 starb Original-Bassist Ken Lyons, ein Jahr später ging Donnie Van Zant aufgrund gesundheitlicher Probleme wie einem fortschreitenden Hörverlust in Rente. Er ist aber bis heute der Band als Songwriter verbunden und besitzt zusammen mit Barnes die Rechte am Namen. Dieser ist seit 2019 mit Keyboar- der Bobby Capps, Bassist Barry Dunaway, der lange Zeit mit Yngwie Malmsteen zusammenspielte, und Gitarrist Jerry Riggs unterwegs. Und zwar ausgiebig an der Konzert Front, das letzte Album, LIVE FROM TEXAS, – bezeichnenderweise ein Mitschnitt – stammt von 2011. Mit jährlich annähernd 100 Shows in Amerika ist die Band, die über 20 Millionen Plattenverkäufe auf der Habenseite hat, beliebt und gebucht wie nie zuvor. Termine stehen schon bis in den Frühling des nächsten Jahres fest. Eine Rückkehr ins Studio aber wohl leider nicht.