Muttis kleines Juwel: Beim fünften Anlauf klappt es endlich mit dem internationalen Durchbruch.
Mott The Hoople wären im März 1972 fast einen einsamen Bandtod gestorben, ausgelöst durch relative Erfolglosigkeit und chro- nischen Geldmangel. Nach vier exzellenten Alben für das Label Island stand der Formation aus dem britischen Herefordshire das Wasser bis zum Hals. Im Song ›The Ballad Of Mott The Hoople (26th March 1972, Zürich)‹ minutiös beschrieben hat Frontmann Ian Hunter die auswegslose Situation, als die Combo nach einem Konzert in Zürich kollektiv entschied, sich nach der nächsten Tournee zu trennen. Rettung kam in Person von David Bowie, der in der Rolle des Außerirdischen Ziggy Stardust gerade selbst am internationalen Rock-Firmament aufstieg. Bowie offerierte den von ihm sehr geschätzten Band, einen Hitsong zu produzieren und mittels seines Managers Tony Defries eine neue Plattenfirma zu finden. Gesagt, getan! Als ›Suffragette City‹ nicht auf Anhieb funktionierte, lieferte Bowie das gerade frisch komponierte ›All The Young Dudes‹ ein Volltreffer, denn im Sommer 1972 stieg die Glam-Rock-Hymne auf Platz 3 der UK-Charts. Im Fahrwasser des Erfolgs erklärte sich Bowie mit seinem multitalentierten Gitarristen, Arrangeur und Sänger Mick Ronson bereit, ein komplettes Album zu produzieren. Auf ALL THE YOUNG DUDES verpasste das Produzententeam Mott The Hoople ein wesentlich griffigeres Klangbild mit straffen Arrangements und ausgeklügelten Effekten: ›Sweet Jane‹, ein Original von The Velvet Underground, gibt als Eröffnungssong mit signifikantem Gitarrenriff den Takt vor. ›Momma’s Little Jewel‹ zollt mit dezent untergemischtem Saxofon dem US-Soul Tribut. Im Londoner Cockney-Slang schwelgt der Rock-Bossa-Nova ›Sucker‹, knietief im Fahrwasser der Rolling Stones schwimmen die Riffkracher ›Jerkin’ Crocus‹ und ›One Of The Boys‹. Großorchestriertes Balladenkino liefert ›Sea Diver‹, ›Ready For Love‹, von Gitarrist Mick Ralphs knackig komponiert und im Duett mit Hunter effizient gesungen, erlebt später gar eine zweite Premiere. Als Ralphs mit dem ehemaligen Sänger von Free 1973 die Formation Bad Company aus der Taufe hebt, integriert sich das nun noch effizienter produzierte ›Ready For Love‹ nahtlos ins fabelhafte Debütwerk.