Opulenter Rückblick auf zwölf CDs: wie sich der Blues elektrifizierte.
Statistik ist nicht alles. Doch im Falle des vierteiligen PLUG IT IN! TURN IT UP! – ELECTRIC BLUES 1939 – 2005 reicht allein schon die Auflistung, um beeindruckt zu sein: Exakt 291 Titel verteilen sich auf vier Einzelsets mit jeweils drei CDs und 160-seitigen Booklets. Fachmann Bill Dahl recherchierte, fahndete, kompilierte und schrieb über mehrere Jahre, bis er möglichst lückenlos erzählen konnte, wie der Blues mit der Erfindung der E-Gitarre einen Quantensprung hinlegte. Abgehakt werden 66 Jahre Entwicklung – von Andy Kirk & His Twelve Clouds Of Joys’ ›Floyd’s Guitar Blues‹ von 1939 bis zum Finale mit Nick Moss & The Flip Tops’ ›Check My Pulse‹ von 2005. Dazwischen liegt Vergessenes, Obskures, Rares, Entdeckenswertes und auch Bekanntes. Zu den üblichen Verdächtigen wie Muddy Waters, Howlin’ Wolf, John Lee Hooker, B.B. King, Bo Diddley, T-Bone-Walker und Sonny Boy Williamson gesellen sich noch weitere klangvolle Namen: Little Walter, Buddy Guy, Slim Harpo, Rufus Thomas, Elmore James, Jimmy Reed, Champion Jack Dupree und Lightnin’ Hopkins bilden nur die Spitze des Eisbergs. Nicht zu kurz kommt auch die Damenwelt: Sister Rosetta Tharpe, Etta James, Koko Taylor, Aretha Franklin und Bonnie Raitt wirkten sich ebenso nachhaltig auf die Entwicklung des Blues aus wie die Herren der Schöpfung. Dass in der Sektion „British Blues Invasion“ mit u.a. The Animals, The Pretty Things und The Yardbirds ausgerechnet die Rolling Stones durch Abwesenheit glänzen, begründet sich schlicht mit nicht freigegebener Lizenz. Dafür gibt’s an anderer Stelle die J. Geils Band, Roy Buchanan, Johnny Winter, Rory Gallagher, ZZ Top, Stevie Ray Vaughn und Joe Louis Walker. Ohne Garantie auf Vollständigkeit – wo gibt es die schon? – darf konstatiert werden: Ein ambitioniertes Projekt, das sämtliche Register zieht, um möglichst perfekt zu sein.