Rock’n’Roll-Hohepriester Bono feiert das Leben.
Eigentlich sollten U2 am 14. und 15. November in Paris spielen, die Terroranschläge am Tag vor dem ersten Konzert machten diese Pläne zunichte. Doch die Iren wollten sich damit nicht abfinden, ein Zeichen setzen. Und so kamen sie nur drei Wochen später zurück in die französische Hauptstadt, um ihre Auftritte nachzuholen. Es wurden triumphale Rockmessen, wie der nun veröffentlichte Mitschnitt der Show vom 7. Dezember zeigt. Bereits die großartige erste Szene beinhaltet alles, was so viele Menschen die Band entweder lieben oder hassen lässt. Wie Bono da mit erhobener Faust zu Patti Smiths ›People Have The Power‹ durchs Publikum zur Bühne schreitet: ganz großes Drama. Wie überhaupt alles Geste ist beim Sänger mit obligatorischer Sonnenbrille – jede Bewegung sitzt. Wenn er sich mit salbungsvollen Worten zur Not der Flüchtlinge, dem Schrecken des Terrors und der Macht der Liebe auslässt, wirkt dagegen sogar Bruce Springsteen wie einen kühler Pragmatiker. Es ist selbstredend genau dieses Pathos, das Bono zur überlebensgroßen Figur macht, zum Rock’n’Roll-Prediger. Musik gibt‘s nebenbei freilich auch noch. Neben einer Handvoll neuer Songs sind das natürlich über jeden Zweifel erhabene Klassiker wie ›Where The Streets Have No Name‹, ›With Or Without You‹ oder ›One‹. Dass ganz am Ende die Eagles Of Death Metal ins Rampenlicht gebeten werden: eine schöne Geste.
9/10
U2
U2 INNOCENCE + EXPERIENCE – LIVE IN PARIS
Universal