Reif und souverän: Tom Petty und die Herzensbrecher, Ausgabe 2010.
Die Heartbreakers haben ihre Wurzeln in Gainesville, Florida, also im Norden des Sonnenstaats, wo das Leben mehr von Georgia, Alabama und der musikalischen Tradition des klassischen Südens geprägt ist als von der karibischen Leichtigkeit der Keys. Man tut gut daran, sich dies in Erinnerung zu rufen, wenn man MOJO verstehen will. Und noch etwas: MOJO ist kein Soloalbum, sondern das Produkt der Interaktion von sechs gleichberechtigten Musikern. Und die – das klingt in jeder einzelnen Note von MOJO durch – müssen rein gar nichts mehr beweisen. Singles, Hits, Radioplay – so what?
Stattdessen traten die Heartbreakers in ihrem Rehearsal Studio in Los Angeles, wo das Album weitgehend live und in ersten Takes eingespielt wurde, eine Reise durch die unterschiedlichsten Landschaften des klassischen Southern Rock an: Der psychedelische Blues von ›First Flash Of Freedom‹ erinnert an die Allman Brothers und Jerry Garcias verspielte Gitarren-Exkursionen, der swingende Swamp Boogie von ›Candy‹ grüßt Altmeister J. J. Cale – und der rustikale Drive von ›I Should Have Known It‹ bedient sich bei Lynyrd Skynyrd und deren mächtigen Riff-Gewittern. Weiter reicht die Palette vom archaischem Country-Blues (›U.S. 41‹) und leichtfüßigem Swing (›Let Yourself Go‹) bis hin zum lyrischen Lullaby ›Something Good Coming‹.
Wer kein neues ›Free Fallin’‹ oder ›American Girl‹ erwartet, wird auf MOJO überreich belohnt – und zwar mit anspruchsvollen, durchdachten Songs und der in Jahrzehnten gereiften souveränen Musikalität einer Band, die ihren Job noch immer mit jeder Menge Lust und Freude verrichtet.