Zwischen Schmerz und Hoffnung
Die Muffathalle ist zum Platzen voll, als The War On Drugs die Bühne entern, Drummer Charlie Hall samt Weinglas, das er neben sich abstellt. Sänger Adam Granduciel, treuer Schüler von Bruce Springsteen und Bob Dylan, schaut aus wie ein amerikanischer Teenager der 90er, mit seinem rot-karierten Hemd und seinen lockigen, schulterlangen Haaren, die sein Gesicht verdecken.
Los geht’s mit ›In Chains‹ und den Zeilen: „I’m in love/I’m in pain.“ Zugleich herrscht feste Entschlossenheit: „Still I wanna celebrate love.“ Schon diese paar Worte zeigen die Komplexität von A DEEPER UNDERSTANDING, der aktuellen Platte der Band: Es geht um den Konflikt zwischen Schmerz und Hoffnung. „I’ve been hiding out so long/Gotta find another way“, bekennt Granduciel in ›Strangest Thing‹. Grundsätzlich funktionieren alle Songs ähnlich: Gitarren, Piano, Synthesizer und Glockenspiel erschaffen mehrere Lagen reichhaltiger Sound-Texturen, während Bass und Schlagzeug diese Wall Of Sound zum Pulsieren bringen.
Höhepunkt des Abends ist ›Thinking Of A Place‹. Elf hypnotische Minuten, die einen auf die Reise durch eine dieser überlebensgroßen amerikanischen Landschaften schicken, auf der Suche nach etwas Ungreifbarem: „Love is like a ghost in the distance out of reach.“ Nie war mehr Dylan, die Stimmung ist jetzt ganz oben. Nach den umjubelten ›Holding On‹ und ›Under The Pressure‹ endet die Reise mit dem verhallten Ambient-Sound von ›You Don’t Have To Go‹. Charlie Hall nimmt sein Weinglas zur Hand und spaziert von der Bühne.
Text + Foto: Sarah Soheyli-Schaffner