Obwohl Fynn Claus Grabke, Gitarrist und Sänger des dynamischen Duos The Picturebooks, in Gütersloh auf gepackten Koffern sitzt, wirkt er am Telefon entspannt. Am nächsten Tag wird es nach Kanada gehen, als Support von Monster Truck.
„Wir haben total Bock und sind glücklich, dass Monster Truck Wort gehalten haben. Wir haben uns bei den deutschen Shows super verstanden. Sie haben gesagt, wenn sie mal in Kanada auf Tour gehen, nehmen sie uns mit. Das lief nicht über eine Booking-Agentur, sondern ganz stumpf über SMS“, meint Grabke, der sich noch um Passbilder für einen internationalen Führerschein kümmern muss. „Wir machen das wie in Amerika mit dem eigenen Auto und einer komplette Backline vor Ort.“ Aufgrund ihrer musikalischen, aber auch technischen Fähigkeiten und Verbindung zur Skaterszene – Fynn ist Sohn von Boarder-Legende Claus Grabe – klappt das unkompliziert.
„Wir haben so viele Freunde aus dem Motorrad- und Skateboard-Bereich, die uns unterstützen und zu denen wir Zeug schicken können.“ Das Band-Logo mit dem Messer stammt von einem neuseeländischen Brett-Bruder. „Es gibt unglaublich viele Menschen, die das tätowiert haben“, erzählt der selbst komplett „Farblose“. „Ich wollte mal als Elfjähriger alle Pokemons auf dem Rücken haben. Als ich nach zwei Wochen nicht mehr Pokemon-Fan war, wusste ich, da ist Vorsicht geboten“, witzelt er. Zum bunten Sound der Band: „Die Idee war, nicht nur auf dem Tellerrand stattzufinden, sondern eine eigene Schublade zu öffnen. Es ist natürlich sehr bluesig, obwohl keiner von uns je Blues gespielt hat. Viele Leute haben zum Album das Wort Country benutzt. Es ist Rock – ganz klar Rock! Und es ist catchy mit so Popsachen wie ›Howling Wolf‹ oder ›Rain‹. Es findet in so vielen Bereichen statt, und das merkt man auch bei unseren Live-Shows. Da kommen Metalheads, alte Blueshasen und junge Leute. Wir haben oft Hip-Hopper bei uns. Ich bin stolz drauf, dass wir so breit gefächert sind.“
Nur zu zweit, ist man klanglich dennoch breit aufgestellt und baut manches selbst, vor allem Perkussion-Instrumente: „Das hat in unserer Zeit in Amerika angefangen, als wir dort viele Shows spielten. Wir haben Native Americans als Freunde, die total interessant auf unsere Musik reagieren, weil wir sehr inspiriert sind von indianischen Klängen. Die haben uns Teile geben, die ihr Stamm gebaut hat. Sie haben eine total crazy Art mit Musik und Rhythmiken umzugehen. Unser Drummer spielt ja ohne Becken und das kam uns total entgegen. Man findet dazu zwar viel online, aber die ganz verrückten Sachen muss man sich selber basteln. Verrückte Tambourine oder so Zeug, das man sich um die Arme bindet. Oder für die Füße, wenn man Stomps aufnimmt.“ Besonders happy sind sie über den Gastauftritt von Chrissie Hynde von den Pretenders auf dem aktuellen Werk THE HANDS OF TIME.
Dazu Grabke: „Die Alte ist die Geilste! Wir sind ganz große Chrissie-Fans. Als dieses Biker-Event in St. Tropez war, haben wir Soundcheck gemacht. Da guck ich auf den leeren Strand und in der Mitte steht Chrissie. Sie hat die Arme hochgehoben, mitgemacht und geschrien ‚what the fuck was that?‘. Wir hingen den ganzen Tag zusammen ab, haben abends Tee getrunken und sind echt irgendwie Freunde geworden.“ Abschließend noch ein paar begeisterte Worte zu THE HANDS OF TIME: „Ich bin so glücklich wie noch nie. Es ist genau so, wie wir es wollten. Selbst, wenn es die ganze Welt scheiße findet, scheißegal wir sind Fans davon und können es kaum erwarten, es live zu spielen und den Leuten zu präsentieren. Generell – das Leben ist geil.“ Und jetzt ab nach Kanada und im April auf die deutschen Bühnen!