In ihrer Heimat Kanada sind die Glorious Sons echte Durchstarter, hierzulande haben die Band noch nicht alle auf dem Radar. Schade für diejenigen, die ein Herz für großartiges Songwriting und tiefschürfende Lyrics haben – beides Attribute, vor denen das neue Album GLORY nur so strotzt. Um die holprige Entstehungsphase der neuen Platte nachvollziehen zu können, lohnt es sich beim letzten Album A WAR ON EVERYTHING anzusetzen, mit dem sich Frontmann und Songwriter Brett Emmons heute nicht mehr ganz zufrieden zeigt: „Ich wünschte, wir hätten vier Songs weniger draufgepackt und uns mehr Zeit gelassen, So hätte ich mir mehr Gedanken darüber machen können, worüber ich wirklich schreiben will. Retrospektiv finde ich die Platte etwas zu eklektisch.“, so der Sänger im Zoom-Interview. Immerhin der Faktor Zeit spielte bei GLORY pandemiebedingt keine Rolle. Dafür zog sich diesmal der Schreib-, Aufnahme- und Produktionsprozess durch verschiedene schicksalhafte Umstände fast bis zum Nervenzerreißen. Insgesamt war die junge Band etwa viermal im Studio, bis GLORY in seiner heutigen Form im Kasten war.
„Die Zwangspause durch Covid kam uns erst einmal gelegen, weil wir zuvor nonstop unterwegs gewesen waren. Die ersten sechs Monate genossen alle die freie Zeit. Nach einem Jahr allerdings wurden wir unruhig, man braucht einen Sinn im Leben – für eine Band setzt sich der nun mal aus Touren und Aufnehmen zusammen. Also machten wir uns an die Arbeit. Bei der ersten Aufnahmesession nahmen wir etwa 13 Songs auf, das meiste davon erschien uns danach jedoch zu negativ, zu politisch und wir verwarfen die Lieder. Über ein Jahr verteilt nahmen wir 35 Songs auf, doch nichts davon fühlte sich nach dem nächsten Glorious-Sons-Ding an. Irgendwann wurde mir klar, dass ich sehr tief in mir selbst graben musste, um diese Platte zu schreiben. Sie musste sehr persönlich werden. Und langsam wuchs in mir eine Vision. Es sollte um Wachstum, um Einsamkeit, um Durchhaltevermögen und menschliche Traurigkeit gehen. Nach weiteren krankheitsbedingten Ausfällen und ziemlich viel Pech. konnten wir die Songs schließlich irgendwann mit unserem früheren Produzenten Frederik Thaae eintüten.“ Schlussendlich haben sich die vielen Hürden der letzten Jahre für die Glorious Sons gelohnt, über das neue GLORY spricht der reflektierte Sänger voller Zuneigung: „Ich bin zufrieden und stolz, dass ich meine Wunden öffnen konnte. Fast bin ich deshalb sogar ein wenig peinlich berührt, weil es echt Mut braucht, öffentlich so sentimental zu sein. Außerdem denke ich, das Album klingt reifer als alles, was wir bisher gemacht haben. Mir ist wichtig, dass unsere Musik wächst. Ich möchte mit 30 nicht mehr über denselben Scheiß reden wie mit 18. Alle meine Helden haben sich mit der Zeit gewandelt. Ich möchte unseren Wachstum zeigen, zeigen, wer wir heute sind.“
Für die Glorious Sons gehe es immer um „echte Songs“ mit „echten Gefühlen“ über „echte Menschen“, so Emmons. „Die Welt funktioniert für unsere Art von Musik nicht mehr so, dass du eines Tages aufwachst und plötzlich ein Star bist. Wir als Band müssen für die Leute spielen, sie einzeln für uns gewinnen. Das ist eine Reise, auf der wir uns ständig wandeln werden und hoffentlich bauen wir über die kommenden 50 Jahre unsere Community weiter aus.“