Die Jersey-Rocker setzen auf alte Stärken – und kriegen einen wieder
Es gab eine Zeit, da lieferten The Gaslight Anthem die großen Magazin-Geschichten: Die neuen harten Jungs aus New Jersey – Sänger Brian Fallon als Punkrock-Springsteen mit tätowierten Armen. Mit THE ’59 SOUND und AMERICAN SLANG brachten die Amerikaner um 2010 ihre besten, dringlichsten Platten raus, ab da wurde es ruhiger, und schließlich waren sie weg. Fallon machte okaye Soloalben, wurde derweil nach Gaslight Anthem gefragt. Nach neun Jahren jetzt also das Comeback. Und schnell merkt man: HISTORY BOOKS soll an die großen Zeiten anschließen, die gefühlt etwas belanglosen letzten Werke vor der Trennung quasi umkurven. ›Spider Bites‹ und ›History Books‹ (ein Duett mit Hero Springsteen) kommen gleich mal mit charakteristisch treibendem Beat und hymnischen Refrains daher. In den Texten: ein gewisser Fatalismus dem Leben gegenüber, und Nostalgie – ja schon immer eines der zentralen Motive der Band, auch als Folie gegen eine als frustrierend wahrgenommene Gegenwart. Gerade im Titelstück geht es aber auch darum, Vergangenes abzuschütteln: „You just remind me of the nights of smoke and dirty jokes, darkened rooms with lonely ghosts/They were beautiful some time ago, but time keeps rollin’ us on.“ Die romantischen Americana-Balladen gibt es freilich auch, ›The Weatherman‹ zum Beispiel, oder am Ende das von depressiven Zuständen erzählende, dabei unendlich wehmütige ›A Lifetime Of Preludes‹ („And of course I wish I smiled more/But if I could help myself, I wouldn’t be here stretched out on the floor“). Ein bisschen ist es mit diesen Liedern, als würde man einen alten Freund treffen, den man länger nicht gesehen hat. Aber weiß man ja, dass sowas keiner besser hinkriegt als Brian Fallon.
8 von 10 Punkten
The Gaslight Anthem
HISTORY BOOKS
RICH MAHOGANY/SPV