Analoges Juwel im digitalen Zeitalter
Im Zeitalter digitaler Gleichmachung, in einer Ära, in der Steve Marriotts Soul-Stimme mit KI imitiert werden soll und Songs ohne das Zutun menschlicher Emotion entstehen, setzt T.G. Copperfield ein deutliches Zeichen namens STEPPENWOLF. Es ist schon das elfte Soloalbum dieses Ausnahmemusikers und man kann davon ausgehen, dass Copperfield ähnlich rastlos wie der Protagonist in Hermann Hesses Roman ist, besieht man sich die Regelmäßigkeit (und Qualität) seiner Veröffentlichungen. Aufgenommen wurde das großteils akustisch gehaltene STEPPENWOLF auf altem Equipment, in dessen Körper bereits zahlreiche Geschichten eingekerbt sind. Binnen nur 15 Stunden wurden die acht neuen Songs live eingespielt – und all jene kleine Unebenheiten beibehalten, die den Rock’n’Roll erden und menschlich machen. Der Oberpfälzer Künstler liefert eine reduzierte Singer/Songwriter-Platte mit Blues-Verwurzelung und deutlichem Folk-Einschlag. Besonders schön: ›Jonah & The Whale‹ und ›The Night Is Coming Down‹ sowie der etwas druckvoller eingespielte Antikriegssong ›Burn In Hell‹. Auf den Spuren seiner Vorbilder wie Tom Petty oder Neil Young wandelnd, erschafft Copperfield ein kleines, ungeschliffenes Juwel, das erst durch die matten und leicht verkratzten Stellen, seine wahre Schönheit ausstrahlt.
8 von 10 Punkten
T.G. Copperfield
STEPPENWOLF
TIMEZONE RECORDS