Uriges Lesevergnügen, nicht nur für die Hardcore-Anhängerschaft von Slade
Mit keinem Geringeren als Sir Bob Geldof beginnt der ausführliche Trip in die Vita über einen der Eckpfeiler der britischen Glamrock-Bewegung: Slade. Musiker, selbst von der Queen Geadelte, sind schließlich auch Fans. Mr. Geldof findet im Vorwort denn auch nichts als warme Worte zu seinem einstigen Teenager-Schwarm. Auch Autor Daryl Easlea outet sich als Aficionado. Als Teenager legte er sich im Herbst 1972 seine erste Slade-Single zu – ›Gudbuy T’Jane‹ –, und die Faszination ließ ihn nie wieder los. In „Whatever Happened To Slade? When The Whole World Went Crazee“ taucht Easlea tief ein in die Historie und fördert so manch bis dato Unbekanntes zutage. Als 1965 im britischen Wolverhampton Teile von Steve Brett & The Mavericks mit The ’N Betweens fusionierten, ahnten Sologitarrist Dave Hill, Schlagzeuger Don Powell, Multiinstrumentalist Jim Lea sowie Vokalist und Rhythmusgitarrist Noddy Holder nicht, dass es bis zum Durchbruch noch weitere sechs Jahre dauern sollte. Auf Rhythm & Blues und Motown-Soul lag der Fokus der Ära 1966/67, gefolgt von mild Psychedelischem. Als 1969 das Ambrose-Slade-Debüt BEGINNINGS erschien, liebäugelte das Quartett schon mit dem Progressive-Rock härterer Gangart, lieferte die ersten Versuche des zukünftigen Hit-Songwriter-Teams Lea/Holder. Immerhin schon neun von zwölf knapp verrockten Tracks lieferte das Duo für das Zweitwerk PLAY IT LOUD 1970. Um mediale Aufmerksamkeit zu generieren, griff Chandler auf die wenig geniale Idee von Publizist Keith Altham zurück, der nunmehr Slade betitelten Gruppe ein kontroverses Brachial-Image als Skinheads zu verpassen: Millimeterkurze Frisuren und typischer Look (Dr. Martens, Hosenträger etc.) – doch die Hooligan-Masche erwies sich als Einbahnstraße. Erst als die Haarschöpfe wieder Schulterlänge aufwiesen, gelang der Durchbruch. Mit dem Uptempo-Kracher ›Get Down And Get With It‹, inklusive vehementem Handklatschen und Fußstampfen (im Original von Bobby Marchan), erzielten Slade 1971 im UK einen respektablen Rang 16. Wenige Monate später knackte das selbstverfasste ›Coz I Luv You‹ die UK Poleposition. Zahlreiche Hits folgten im Glam-Aufschwung – im Gegensatz zu T. Rex, Sweet und David Bowie verzichteten Slade allerdings auf Make-up. Es folgten der mittlerweile in den Kultstatus erhobene Kinofilm „Slade In Flame“, der vergebliche Versuch, in den USA Fuß zu fassen, der langsame Abstieg in den späten 70ern, das Comeback als Heavyweights in den 80ern in der New Wave Of British Heavy Metal, der Zerfall des originalen Line-ups 1992, Slade II sowie Solokarrieren. Ein uriges Lesevergnügen, nicht nur für die Hardcore-Slade-Anhängerschaft.
7 von 10 Punkten
Whatever Happened To Slade?
VON DARYL EASLEA
OMNIBUS