Der Bullshit-Quotient von Metal-Artworks dürfte über dem Durchschnitt liegen, denn der genretypische Drang zu gar schröcklichen Monstern und Mutanten, gerne in martialischen Posen, führt oft zu unfreiwillig albernen Resultaten. NARITA, 1979 als zweites Album der New Yorker Band Riot veröffentlicht, ist jedoch selbst in diesem Kontext eine Zumutung, da ziemlich wirr konstruiert. Blickfang ist der Robbenbaby-Kopf, den die Illustratorin Marcia Loeb bereits 1977 für Riots Debüt ROCK CITY erfunden hatte, und der 1981 erneut bei FIRE DOWN UNDER auftauchte.
Nur: Robbennachwuchs wird von 99,9 Prozent der Menschheit als „süß“ empfunden, die restlichen 0,1 Prozent verdienen ihr Geld im illegalen Fellhandel und gehören eh in den Knast. Die Robben-Birne auf den vollschlanken Körper eines Sumo-Ringers zu montieren, der ein Henkersbeil trägt, ist also nur bedingt schlüssig – oder eben ein unangenehm bemühter Kontrast nach Art des Holzhammers. Aber sei’s drum: Künstlerische Freiheit ist ein hohes Gut, wer will, darf auch das Gesicht Til Schweigers auf einen Goldhamster-Torso mit Libellenflügeln setzen – der Möglichkeiten sind so viele!
Immerhin nachvollziehbar ist das vierstrahlige Verkehrsflugzeug, das sich im Tiefflug nähert, zumal die Stadt Narita einen von Tokios Flughäfen beherbergt. Wir warten auf weitere MetalAlben, die TEGEL, SCHWECHAT oder KLOTEN heißen. Warum zu Sumo-Robbys Füßen dutzende Schädel liegen und am linken Bildrand die Hütte brennt, bleibt indes rätselhaft. File under: „plakativer Show-Effekt“. Berg und Himmel sind an die Holzschnittkunst Katsushika Hokusais angelehnt, der ab 1830 seine famosen „36 Ansichten des Berges Fuji“ schuf, der Sinn der beiden Schriftzeichen am rechten Bildrand entzieht sich jedoch Autors Interpretationsfähigkeit. Hoffnungen, dass sie ein weltbewegendes Geheimnis bergen, dürften jedoch unbegründet sein.