Auch ohne die Cavaleras schön
Sepultura wollten die Pandemie nicht tatenlos verstreichen lassen. Wie bei so vielen andere Bands auch fand die musikalische Betätigung der brasilianischen Thrashlegende gezwungenermaßen online statt. Andreas Kisser und Co. starteten einen Podcast. Dort chattete die Band mit ihren Fans und jammten mit Musikern aus aller Welt. Aus den Sessions entstanden 28 frühere Sepultura-Songs, von denen 15 auf SEPULQUARTA landeten. Die Liste der Kollaborateure kann sich sehen lassen: Devin Townsend, Scott Ian (Anthrax), Danko Jones, Matt Heafy (Trivium), Phil Rind (Sacred Reich), Alex Skolnick (Testament) oder Phil Campbell (Motörhead) sind nur einige der Mitstreiter.
Gut die Hälfte der Songs kommt aus der Phase, als noch Max Cavalera das Quartett anführte und sich die Band auf ihrem Höhepunkt befand. ›Territory‹, ›Inner Self‹, ›Slaves of Pain‹ (mit abwechselndem Gesang) oder ›Orgasmatron‹ sind einfach geile Stücke, die von Bandleader Kisser und seinen Mitstreitern gut umgesetzt werden. Dem Motörhead-Cover ›Orgasmatron‹ drückt der Gitarrist und frühere Lemmy-Buddy Phil Campbell seinen Stempel auf. Die Songs bewegen sich ohnehin größtenteils nah an den Originalen und verzichten auf irgendwelchen experimentellen Schnickschnack (Ausnahme: ›Ratamahatta‹). Von den neueren Sepultura-Stücken gefällt besonders das rasende ›Vandals Nest‹, das Testament-Gitarrero Skolnick aufhübscht. Auch Sänger Derrick Green growlt mit Hingabe. Verzichtbar sind hingegen das schnarchnasige ›Fear, Pain, Chaos, Suffering‹ und ›Phantom Self‹. Insgesamt ist SEPULQUARTA eine launige Angelegenheit geworden und lässt auch ohne die Cavalera-Brüder Erinnerungen an die gute alte Sepultura-Zeit aufkommen.
8 von 10 Punkten
Sepultura, SEPULQUARTA, NUCLEAR BLAST/ROUGH TRADE
Text: Matthias Bossaller