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Royal Republic – Königliche Audienz

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Royal Republic – Königliche Audienz

royal_republic_hansa_studio008Mit den altehrwürdigen Hansa Studios zu Berlin haben sich Royal Republic einen kreativ geschwängerten Arbeitsplatz für die Aufnahmen zu ihrem zweiten Album ausgesucht. SAVE THE NATION ist noch nicht einmal ganz fertig, da wollen sie die ersten Bruchstücke präsentieren. Sicherlich auch, um stolz das Studio zu zeigen, in dem schon Meisterwerke von U2, David Bowie, Iggy Pop oder Depeche Mode entstanden sind, laden die vier Schweden feierlich zur Listening Session. CLASSIC ROCK ließ es sich nicht entgehen, im Regieraum vorbeizuschauen und zu sehen, was es von Frontmann Adam Grahn, Gitarrist Hannes Irengård und natürlich dem neuen Album so zu hören gibt.

Irgendwie sehen die Musiker erschöpft aus, nachdem sie der versammelten Presse die ersten Lieder ihres neuen Werkes vorgespielt haben. „Wir haben sehr viel Energie – naja eigentlich alles – in dieses Album gesteckt. Jetzt, da die Arbeiten daran zu Ende ge-hen, fühle ich mich erleichtert, aber auch leer“, meint Gitarrist Hannes mit den stahlblauen Au-gen. Besonders Adam Grahn, dem Frontmann mit der Elvis-Tolle, war anzumerken, dass ihm die Präsentation der ersten Single ›Addictive‹, die eine wahre Tanznummer ist, und fünf weiterer Songs nicht ganz angenehm war. Mit Schweiß auf der Stirn wippte er angespannt hin und her und kommentierte jedes Lied, während seine Bandkollegen auf einer Couch lungerten. „Das war eine wirklich merkwürdige Situation. Ich bin gewöhnlich nie nervös. Ich spiele vor 30.000 Menschen, und es macht mir nichts aus. Diesmal konnte ich nichts tun. Wenn ich auf der Bühne stehe und ei- ne bestimmte Reaktion der Leute erzeugen will, dann kann ich etwas dafür tun. Heute muss-te ich hier still sitzen. Am liebsten hätte ich ständig unterbrochen: ‚Das ist ja noch eine Rohfassung, und das ist eigentlich noch nicht fertig, und das wird noch anders und …‘“

Den vieren, die jahrelang mit ihrem Debüt WE ARE THE ROYAL unterwegs waren und sich eine immer größere Fangemeinde erspielt haben, ist bewusst, dass sie unter hohem Druck stehen. „Ich glaube, dass die Leute, die uns kennen, sehr viel erwarten“, so Grahn. Einschüchtern lassen sie sich aber nicht. Vielmehr ist sich Hannes seiner Sache sehr sicher: „Im Gegensatz zum ersten Album sind es jetzt richtige Lieder. Unser Debüt war großartig, aber es waren mehr Songideen als vollwertige Lieder.“

Was ein echter Song ist, kann Adam erklären: „Als ich meine Gesangsübungen für die Aufnahmen zu ›Everybody Wants To Be An Astronaut‹ machte, lief ich mit meiner Akustik-Gitarre im Studio auf und ab. Da merkte ich, dass die Songs auch so funktionieren, ohne sie umarrangieren zu müssen.“ Hannes kann das nur bestätigen. „Ja, das ist die goldene Regel des Songwritings: Wenn du ein Lied so spielst und es klingt gut, dann ist es ein echter Song.“
So sehen die sympathischen Herren aus Malmö auch ambitioniert in die Zukunft. „Ich bin super, super stolz auf diese Aufnahmen. Wir haben jetzt unseren ganz eigenen Sound gefunden“, meint Grahn. „Die Songs sind stärker und klingen größer. Wir haben sie auch für größere Zuschauermassen und Bühnen geschrieben, während WE ARE THE ROYAL perfekt für kleine, verschwitzte Rock-Clubs war.“ Bei dieser Entwicklung spielte auch ein gewisser Michael Ilbert eine tragende Rolle. Der Produzent, der bereits mit Künstlern wie The Hives und Herbert Grönemeyer gearbeitet hat, verlangte den Newcomern einiges ab. „Da kam dieser mollige Typ mit Bart und einem riesigen Pulli in unseren Proberaum, setzte sich hin und meinte nur: ‚Spielt mal was!‘ Wir wussten nicht, was wir tun sollten und waren total nervös. Während ich versuchte zu singen, sah er ganz un-beteiligt zu. Danach meinte er nur, dass dieser und jener Teil keinen Sinn macht. Das war ein Weckruf für uns alle, weil uns in dem Moment klar wur-de, dass wir faul geworden waren. Wir hatten die alten Lieder so oft gespielt, bis wir wie eine Ma-schine funktionierten. Das neue Material aber hatten wir kaum geprobt. Also gingen wir nach Hau-se, übten und rissen uns die Ärsche auf. Als wir dann ins Studio kamen, fand er uns endlich gut genug“, erinnert sich Grahn.

Die Arbeiten an SAVE THE NATION nahmen sie so ernst, dass sie außer ihrem Produzenten kaum jemanden zu Gesicht bekamen. „Wir waren schon ziemlich abgeschottet“, so Hannes. In den Hansa Studios aufzunehmen war nicht nur eine große Ehre, sondern auch eine bewusste Entscheidung, erklärt Adam. „Als ich erfuhr, dass wir womöglich hier recorden würden, war ich echt aufgeregt. Ich bin ein riesiger U2-Fan. Trotzdem überlegten wir lange, ob wir nicht zu Hause in Malmö aufnehmen sollten. Es war aber gut, weg zu sein. So konnten wir uns von möglichen Ablenkungen fernhalten. Dafür ist jetzt mein Budget für diesen Sommer komplett aufgebraucht, weil wir jeden Tag mit Michael in Gourmet-Restaurants gehen mussten. Es gab feines Essen, Limoncello und Wein. Er ist ein wahrer Feinschmecker, aber wer bitte schön bestellt eine Flasche Wein für 200 Euro und trinkt dann nur ein Glas?“
Gelohnt haben sich die Ausgaben allemal. Denn herausgekommen sind zwölf Songs, über die sich nicht nur die Fans freuen können. Auch die Band kann es kaum erwarten, sie live zu spielen. „Es ist wohl die größte Befreiung überhaupt! Drei Jahre lang waren wir mit den alten Liedern auf Tour. Ich hasse es, wenn sich bei mir zu große Routine breit macht. Neulich bei einer Show dachte ich mir: ‚Verdammt, an genau dieser Stelle des Songs stelle ich meinen Fuß auf die Monitorbox – und zwar seit sechs verfickten Monaten.‘ Es kotzte mich an.“

Mit Royal Republic ging es stetig bergauf – was aber nicht nur Vorteile mit sich bringt. Das exzessive Touren hinterließ seine Spuren. Besonders Hannes, der im Laufe des Gesprächs immer ausgelaugter wirkt, scheint unter dem Wanderleben zu leiden: „Uns ist inzwischen klar geworden, dass wir nie mehr zuhause sein werden, niemals“, sinniert er mit brüchiger Stimme und verstummt. Nach einer kurzen Pause wird ihm dann klar, dass die Stimmung wieder gehoben werden sollte. „Oh, das war jetzt aber sehr traurig, oder? Naja, aber es ist wohl auch ein Zeichen für unseren Erfolg. Wenn die Leute uns überall sehen wollen, dann muss das wohl gut sein. Das ist schon in Ordnung so.“
Es ist auch besser, dass sich Hannes mit seinem Schicksal abfindet, denn sein Chef Adam macht gleich klar, dass sich in naher Zukunft nichts ändern wird. „Wir wollen möglichst viel von zu Hause weg sein“, scherzt Grahn. „Jetzt mal im Ernst, wir touren von September bis Weihnachten durch Eu-ropa und werden einige Shows mit großen Künstlern wie Blink 182, Social Distortion und Die Toten Hosen spielen.“

Und wo sehen sich die beiden in einigen Jahren? „Zu Hause!“, schießt es unter Lachen aus Hannes heraus. „Ja, alle kommen zu uns nach Malmö, um unsere Gigs zu besuchen“, meint Adam. „Yeah, wie zu Celine Dion in Las Vegas“, scherzt Hannes, be-vor Adam nochmal ernst wird: „Ich glaube, es wird nie einen Punkt in meinem Leben geben, an dem ich vollkommen zufrieden bin. Hätte mir jemand vor einigen Jahren gesagt, wo wir heute sind, dann hätte ich damals gesagt: ‚Ich habe alles erreicht. Wir haben ein Platin-Album und sitzen in den Hansa Studios. Jetzt könnte ich sterben!‘ Aber Träume entwickeln sich mit der Zeit eben weiter.“

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