Im Schweiße seines Angesichts: A Hard-Workin’-Irish-Guy evoziert den Blues.
LIVE IN EUROPE ist ein echter Klassiker aus einer Ära, als die Konzert-LP noch ein absolutes Muss war, ja fast schon als Maß aller Dinge galt. Ohnehin gründete sich Gallaghers exzellenter Ruf nicht zuletzt auf seine Fähigkeiten als Bühnen-Performer, der auf seiner abgeschabten Stratocaster den Blues zelebrierte. Die Studio-Alben des 1995 im Alter von nur 47 Jahren früh verstorbenen Genius klangen häufig ein wenig zu steril; richtig zu entfalten verstand sich Gallagher nur im Schweiße seines Angesichts vor Publikum.
Mit LIVE IN EUROPE lieferte der europäische Johnny Winter, der in jener Zeit auch mehrfach im Bremer „Beat Club“ mit Bassist Gerry McAvoy und Schlagzeuger Wilgar Campbell gastierte, einen klassenlosen Bestseller, der sich bei Lehrlingen ebenso auf den Plattentellern drehte wie bei Abiturienten und Studenten. Hinter dem ikonografischen Artwork offenbarte der lebenslange Alkoholiker all seine Facetten: Auf Seite A lagern die schwerkalibrigen Blues-Rock-Manifeste ›Messin’ With The Kid‹, ›Laundromat‹ und ›I Could’ve Had Religion‹ sowie der akustische ›Pistol Slapper Blues‹ von Blind Boy Fuller. Wesentlich variabler präsentiert sich Gallagher auf der zweiten Seite: Mit Mandoline im Anschlag hämmert er ›Going To My Hometown‹ unplugged, ergeht sich anschließend im puren Boogie-Rock von ›In Your Town‹ und endet mit der Southern-Rock-Hommage ›Bullfrog Blues‹.