Komfortable Atlantiküberquerung: als Rod The Mod sich von London nach Bel Air verdrückte
14 lange Lehr- und Wanderjahre in Großbritannien lagen schon hinter ihm, als Rod Stewart 1975 zum Sprung über den großen Teich ansetzte. Als Folkie 1961 gestartet, gehörte Rod The Mod mit Reibeisenstimme und Rupf-Vokuhila nacheinander Jimmy Powell & The Five Dimensions, The Hoochie Coochie Men, Steampacket, Soul Agents, Shotgun Express, The Jeff Beck Group und schließlich den Faces an. Eine parallel geführte Solokarriere lenkte er mit dem Debüt 1969 auf dem Label Mercury in professionelle Bahnen, mit der dritten LP EVERY PICTURE TELLS A STORY gar in trockene Tücher. Als sein Dauer-Gitarrenspezi Ron Wood 1975 zu den Stones wechselte, übernahm der in Glitzer-und Leopardenanzüge gehüllte Roddy keck den Faces-Plattenvertrag bei Warner Bros. und verdrückte sich in die USA.
Die LP-Box 1975–1978 umfasst vier weltweite Platinalben jeweils im 180-Gramm-Format und Originalcover plus Raritäten-LP. Auf dem von Tom Dowd in den USA produzierten sechsten Studiowerk ATLANTIC CROSSING mit einer handverlesenen Studio Gästeschar (u. a. Jesse Ed Davis, Memphis Horns,Booker T. & The M.G.’s, David Lindley) paarte Stewart seine Mercury-Solojahre mit den Faces-Erfahrungen, spülte die zehn Tracks, darunter die Charthits ›Sailing‹, ›This Old Heart Of Mine‹ und ›I Don’t Want To Talk About It‹, allerdings im Weichgang – von da an kassierte er Edelmetall zuhauf. Als ähnlich gestrickt, doch weitaus markanter erwies sich 1976 A NIGHT ON THE TOWN. Drei Auskopplungen dienten als Appetizer. In ›Tonight’s The Night (Gonna Be Alright)‹ ließ Rod seine damalige Dauerverlobte Britt Eklund einen Sprechteil übernehmen.
Eine herzergreifende Story um einen fiesen homophoben Mord beinhaltete ›The Killing Georgie Part I & II‹. Als Coverversionen dienten Cat Stevens’ ›The First Cut Is The Deepest‹, Gib Gilbeaus ›Big Bayou‹ und Manfred Manns ›Pretty Flamingo‹. Merklich erblondet, bot Rod auf FOOT LOOSE & FANCY FREE 1977 mit dem Kracher ›Hot Legs‹, den Balladen ›I Was Only Joking‹ und ›You’re In My Heart‹ sowie den überlangen Soul-Coverversionen ›You Keep Me Hangin’ On‹ und ›(If Loving You Is Wrong) I Don’t Want To Be Right‹ einmal mehr grundsolide Kost. Nunmehr an der US-West-Coast heimisch, bediente er sich auf BLONDES HAVE MORE FUN des gleichen stilistischen Tricks wie SOME GIRLS der Rolling Stones: Als Keytrack empfahl sich ein auf Disco-Sound getrimmter Tanzflächenfüller – ›Da Ya Think I’m Sexy?‹. ›Dirty Weekend‹ und den Titelsong hätten die Faces nur minimal derber verrockt. ›Ain’t Love A Bitch‹, ›Attractive Female Wanted‹ und ›Is That The Thanks I Get?‹ besaßen intensive Ohrwurmqualität. Mit ›Standin’ In The Shadows Of Love‹ fehlte auch nicht der obligatorische Motown-Soul-Oldie. Die Bonus-LP ENCORES 1975–1978 umfasst zehn Outtakes der Ära, darunter die bis dato unveröffentlichten Tracks ›Silver Tongue‹ und ›Don’t Hang Up‹.