Von Frauen hat der 22-jährige Kalifornier die Nase voll – ab sofort widmet er seine Energie der Musik.
Text: Marcel Anders
Er ist das, was man einen Womanizer nennt – ein schmächtiges Kerlchen mit Dreitagebart und großen, braunen Augen, das an Jeff Buckley beziehungsweise den frühen Springsteen erinnert. Und dessen offenkundige Hilf- und Orientierungslosigkeit instinktive Bemutterungsgefühle auslöst. Wessen sich Robert Francis, der mit Nachnamen Commagere heißt, durchaus bewusst ist. Nur: Momentan nutzt er das nicht aus. Schließlich hat er gerade eine dreijährige Horrorbeziehung nebst 18 Monaten Therapie hinter sich. „Ich bin an die Sorte Frau geraten, von der man weiß, dass sie nicht gut für einen ist, aber von der man sich trotzdem nicht lösen kann. Dabei war sie wirklich übel: Sie hat Drogen genommen, geklaut, mit anderen Männern und Frauen geschlafen und mich zum Alkoholiker gemacht.
Trotzdem war ich ihr hörig und bin immer wieder rückfällig geworden.“ Weshalb er der Dame mit ›Before Nightfall‹ nun schon das zweite Album widmet, und sie sogar mit Fotos im Booklet bedenkt. Aber: Im Gegensatz zu ONE BY ONE, seinem Debüt von 2007 (als er schwer verliebt war), nutzt er die aktuellen Songs zur nonchalanten Abrechnung. „You’re like a broken down ride at the carnival fair“, singt er in ›Climb A Mountain‹. Und in ›Junebug‹ heißt es sogar: „You were beautiful then, you are just a coke jar now“. Harsche Worte, die er mit sphärischem Pop-Rock in der Schnittmenge zwischen The Doors, Chris Isaak und Mazzy Star unterlegt – und die ihm auch keineswegs peinlich sind. „Mir ging es darum, einen Schlussstrich zu ziehen. Egal, ob sie deswegen sauer auf mich ist oder nicht. Und es hat funktioniert. Ich habe seit einem Jahr nichts mehr von ihr gehört.“ Wofür ihm seine mexikanische Mama einen Kuchen gebacken hat („sie mochte meine Ex eh nie“), und auch sein Mentor, Ex-Chili Pepper John Frusciante, gratulierte dem Youngster zu so viel hormoneller Selbstbeherrschung: „Er hat mir eine Gretsch White Falcon geschenkt. Eine wunderschöne Gitarre, auf die ich unglaublich stolz bin. Sie ist so etwas wie die Trophäe für meinen Sieg. Dafür, dass ich wieder Herr meiner Sinne bin und die Musik mache, die in mir steckt.“
An der Herr Frusciante, langjähriger Freund der Commagere-Familie, nicht ganz unschuldig ist: „Er hat mir Unterricht gegeben, als ich 16 war – was so aussah, dass wir in seinem Wohnzimmer saßen und zu irgendwelchen Platten gespielt haben. Eine tolle Erfahrung.“ Übrigens vollkommen gratis. Denn: „Er hatte ein Auge auf meine ältere Schwester geworfen.“ Die ist mittlerweile mit dem Sohn von Ry Cooder liiert – noch ein guter Freund, der ebenfalls auf dem Album mitwirkt. „Ich kann mich also nicht beschweren“, so Robert Francis. „Einfach, weil so viel Gutes aus so viel Schlechtem entstanden ist. Aber eines steht fest: Von Frauen lasse ich erst mal die Finger.“