Seine Hoheit verteidigt den Thron
Vor sieben Jahren machte Prince Schlagzeilen mit 21 Konzerten in Londons größter Halle, aber diesmal bevorzugt er einen intimeren Rahmen. Nach einem Tag des Wartens im kalten Regen begrüßt die Menge ihn mit ohrenbetäubendem Geschrei und wird mit einer donnernden Neuinterpretation von ›Let’s Go Crazy‹ belohnt, gefolgt von einigen neuen Stücken.
Der Einfluss von Jimi Hendrix war immer offensichtlich, aber heute Abend beschwört er den Geist dieser Legende mit unheimlicher Präzision herauf. Fuß auf dem Wah-Wah-Pedal, Augen geschlossen, Mund offen, verliert er sich in der Musik – eine gottgleiche Afro-Silhouette im gleißenden Licht wie die Wiedergeburt von Jimi. ›Play That Funky Music‹ geht über in ›Love Rollercoaster‹ (natürlich), doch dann ertönen die Akkorde von ›Purple Rain‹ vor Gesichtern, die strahlen wie bei der Wiederkunft des Herrn. „Ich bin so gut wie fertig hier“, gesteht er gegen Mitternacht. Doch das ist er noch längst nicht. „Wisst ihr, wieviele Hits ich habe?“, grinst er zehn Minuten später. Die Menge dreht wieder durch, als Seine Hoheit der Absoluten Coolness sich hinter dem Keyboard ins Fäustchen lacht und die Heilige Gott-Mutter aller Medleys in Form von ›When Doves Cry‹, ›Alphabet St.‹ und ›I Would Die 4 U‹ abfeuert.
Und dann ist es vorbei. Und zwar wirklich, obwohl die Gerüchteküche schon brodelt. Einige ziehen weiter zum 100 Club in der Überzeugung, er werde in einer Stunden dort auftreten. Das wird er nicht, aber nachdem sie etwas bezeugt haben, das ohne Weiteres die Show des Jahres gewesen sein könnte, kann man es ihnen nicht vorwerfen.