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Polish Club: Schon wieder down under

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Polish Club: Schon wieder down under

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Polish Club Interview

Man sollte denken, dass Erfolgsgeschichten im Zeitalter des Internets nicht mehr lange unentdeckt bleiben. Passieren kann es aber immer noch. Siehe das kernige Garagenrock-Duo Polish Club aus Sydney: Daheim in Australien war ihr Debütalbum „Alright Already“ einer der Renner des Jahres 2017. In Europa fangen Novak und J-H trotzdem auf eigene Faust noch mal ganz unten an.

„Technisch gesehen ist unser Label ja die Universal“ grinst John-Henry Pajak alias J-H. Nicht, weil das so witzig ist. Der Drummer von Polish Club ist einfach einer dieser Typen, die immer breit grinsen. Wir sitzen im Backstageraum des Münchner Ampere. Polish Club spielen als Opener auf der gemeinsamen Tour von zwei deutschen Bands: Vor ABAY um Blackmail-Veteran Aydo Abay und den jugendlichen Indiepoppern Razz. Ein kurzes Set, nur 25 Minuten. Nicht eben die Position, die man von einer Band erwartet, die in Sydney, Melbourne, Adelaide, Brisbane und Perth locker schon größere Hallen ausverkauft.

Aber David Novak, der schnurrbärtige Sänger und Gitarrist des dynamischen Duos, ist zufrieden. „Das ist doch auf jeden Fall besser, als wenn wir die Tour selbst organisiert hätten. Da wären doch in Städten wie Leipzig oder Bielefeld null Leute gekommen. Hey, wir haben auf dieser Tour in Städten gespielt, von denen ich nicht mal wusste, dass es sie GIBT!“

Außerdem: „Das deutsche Publikum ist super. Man merkt, dass die Leute sich interessieren. Nach den Shows kommen immer Leute und suchen das Gespräch. Ich glaube schon, dass wir ein paar Fans gesammelt haben. Ich denke, wenn wir jetzt auf eigene Faust wieder kämen, dann würden schon ein paar Leute kommen.“

Aber zurück zum Thema Plattenfirmen. Zuhause erschien das Debüt der beiden schon letzten Mai. „Wir hatten Glück: Der eine Radiosender, der für eine Band wie uns wichtig ist in Australien, der hat uns gleich total unterstützt: Triple J.“ Das bedeutete ausverkaufte Shows und eine Nominierung für den ARIA Award („Best Rock Album“) – aber nicht, dass der Rest der Welt Polish Club jetzt mit offenen Armen empfing. Denn obwohl australische Bands weltweit derzeit gefragt sind wie nie, winkten die lokalen Universal-Zentralen der USA, UK, Deutschland etc. ab, als es darum ging, die Platte auf den jeweils heimischen Markt zu werfen.

„Gitarren werden wiederkommen. Alles verläuft zyklisch“ glaubt Novak (zu dem übrigens niemand David sagt, alle nennen ihn beim Nachnamen). „Aber wir müssen gerade am genau falschen Ende des Zyklus sein“ grinst J-H. „Weniger kann eigentlich gar nicht gehen.“ So finanzieren Polish Club ihre Ausflüge nach Europa eben selbst, machten ihr Album in Eigenregie online verfügbar. Sie haben sogar ein bisschen Verständnis dafür, dass internationale Majors das Risiko nicht auf sich nehmen wollen, in diesen Zeiten eine Gitarrenband zu „breaken“, auch wenn die schon als „Australiens Black Keys“ bezeichnet wurde. Denn nicht mal das gilt zur Zeit ja unbedingt als Lob.

„Ach ja, die Sache mit dem Duo.“ Novak rollt mit den Augen. J-H führt aus: „Wir haben da nie drüber nachgedacht. Erst hier in Europa macht man das wieder zum Thema.“ Novak: „Die Kritiken, die man über uns schreibt – sogar die guten – fangen immer so an: ‚Okay. Ich weiss, was ihr denkt: Bitte nicht NOCH so ein Gitarre-Drums-Duo! ABER diese Typen sind trotzdem echt gut.’ Aber wir haben uns ja nicht hingesetzt und von langer Hand geplant, ein Duo zu werden. Das hat sich halt so ergeben.“

J-H führt aus. „Novak hatte vorher eine Indieband. Die Band war eigentlich gar nicht so unähnlich wie Razz, mit denen wir gerade touren. Wir kannten uns aus dem gemeinsamen Freundeskreis und irgendwann bin ich eingestiegen. Ich muss so etwa euer fünfter Drummer gewesen sein?“ Was die beiden nicht dazu sagen und man wohl zwischen den Zeilen heraus zu lesen hat: Die anderen früheren Bandmitglieder haben die Sache schleifen lassen. „Es ging einfach nicht vorwärts. Wir haben in mehreren Jahren nicht mal eine Single veröffentlicht.“ erinnert sich Novak.

„Irgendwann meinte John: Spielen wir doch mal nur zu zweit. Aber weil wir jetzt weniger Instrumente haben, müssen wir das kompensieren. Ich haue schneller und heftiger auf die Drums und du singst, so laut du kannst. Immer!“

Novak: „Und dann haben wir mit den Einschränkungen, die einem als Duo so auferlegt werden, so gearbeitet, dass es funktioniert hat. Es ist auch praktisch, denn es ist billig. Als Duo braucht man ja nichts.“ Dogmatisch sehen die Zwei die Sache trotzdem nicht. Für die Zukunft ist bereits geplant, dass immer mal ein Bassist mitreist und zu Hause haben die beiden auch schon eine Tour mit fünfköpfigem Bläsersatz gespielt. Novak: „Nein, keine Tour. Nur zwei Shows, in Sydney und Melbourne. Mehr konnten wir uns nicht leisten. Fünf Flüge und fünf mal Hotel, das geht ins Geld. Wir haben quasi nichts verdient, trotz ausverkaufter Shows“. „Das war’s aber trotzdem wert“ grinst John-Henry.

Und wie geht’s jetzt weiter? Für den australischen Markt schreiben Polish Club konzentriert am zweiten Album, eine Single namens „Clarity“ gibt’s schon. Auch sie bricht mit dem reinen Gitarre/Drums-Schema. „Erstens habe ich ein „Synth 9“-Pedal verwendet, durch das die Gitarre wie ein Synthie klingt. Einen echten Synthie verwenden wir aber auch.“ Ist Clarity auch ein Wegweiser fürs neue Album? Nicht unbedingt.

J-H: „Das ist schon knifflig. Man will ja nicht stehen bleiben und sich wiederholen, einerseits.“
Novak: „Andererseits wollen wir auch unsere Stärken nicht vernachlässigen.“
J-H: „Wir haben diese Band gegründet, weil wir selbst auf dieses Gitarren/Punk/Soul/Garagen-Ding stehen. Es wäre schade, wenn wir da zu weit von abdriften.“
Novak: „Es wird da einen goldenen Mittelweg geben. Wir müssen uns nur noch klar werden, wo der circa liegt.“

Haben wir noch was vergessen? Die verpönte Frage nach dem Bandnamen haben wir uns extra gespart. J-H erwähnt es dennoch, an anderer Stelle in unserem Gespräch. „Meine Eltern sind polnische Einwanderer, auch Novak ist halber Pole. Als Kind hat mich mein Vater immer in dieses schäbige Vereinszentrum geschleppt, wo er Akkordeon spielte. ‚Croatian Clubs‘ und ‚Greek Clubs’ etc gibt’s auch. Ich hab’ mich immer zu Tode gelangweilt. Aber gerade, weil der Polish Club so uncool war, fand ich’s als Name witzig.“

Bleibende Schäden hat’s nicht hinterlassen. Johns Dad und sein Akkordeon sind sogar auf „Alright Already“ zu hören. Den Abschluss des Albums bildet eine Version des cheesy Western-Klassikers “Red River Rock“. „Man kann auch einfach nach dem 13ten Song auf Stop drücken“ rät Novak dazu diplomatisch. John-Henry? Grinst. „Also mein Vater findet, das sei mit Abstand die beste Nummer auf der Platte“.

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