Vor 20 Jahren läuteten Pearl Jam mit ihrem Debüt TEN neben Bands wie Nirvana und Alice In Chains die Hochphase des Grunge ein und legten den Grundstein für ihre grandiose Karriere. Ihr Jubiläum feiert die Band nun mit dem Live-Album LIVE ON TEN LEGS, das neben zahlreichen Hits auch einige Raritäten bietet.
Als im Sommer 1991 ihr erstes Album TEN erschien, glaubte zuerst niemand an einen großen Hit. Der Verkauf der Platte lief anfangs schleppend. Doch nachdem Nirvana NEVERMIND veröffentlicht hatten und weltweit für Aufruhr sorgten, suchte die Grunge-Menge nach weiterem Stoff – und fand schließlich TEN. Bis heute gingen mehr als zehn Millionen Exemplare über den Ladentisch. Ein Mega-Karrierebooster.
Um dies gebührend zu feiern, stellte die Band jetzt das Live-Album LIVE ON TEN LEGS zusammen. Ein Vorgehen, das der Band zwar Spaß, aber auch ein paar Sorgen bereitete. „Wir haben uns zunächst unser Album LIVE ON TWO LEGS aus dem Jahr 1998 noch einmal angesehen, um zu vermeiden, wieder genau dieselben Songs zu verwenden“, schildert Bassist und Gründungsmitglied Jeff Ament die Vorbereitungsphase. „Das schränkte uns zwar ein bisschen ein, aber letztendlich haben wir es weitgehend geschafft.“ Bei aller Liebe zur Abwechslung: Große Hits wie ›Alive‹, ›The Fixer‹ und ›Jeremy‹ durften aber auf LIVE ON TEN LEGS natürlich nicht fehlen. Die Musiker haben allerdings versucht, kleine Besonderheiten in die Songs mit einzubauen. „Wir haben eine Aufnahme von ›Jeremy‹ gefunden, auf der unser Schlagzeuger Matt Cameron nicht nur großartig spielt“, erzählt Jeff, „sondern außerdem die Zweitstimme singt, was er zuvor live noch nie getan hatte.“
Da LIVE ON TEN LEGS aber kein Komplettmitschnitt eines einzigen Konzerts ist, sondern aus Aufnahmen verschiedener Auftritte besteht, gab es weitere Schwierigkeiten. „Die Platte enthält viele Songs, die wir gewöhnlich als Zugaben spielen. Bei der Zusammenstellung mussten wir daher besonders darauf achten, dass das Albums im Fluss bleibt und keine unangenehmen Pausen zwischen den Songs entstehen.“
Besonders interessant für die Fans dürften die Live-Raritäten des Albums sein, so z.B. ›Nothing As It Seems‹. „Wir spielen diesen Song eher selten, weil er ein kleiner Stimmungskiller ist“, erzählt Jeff. „Er hat einen sehr düsteren Rhythmus und klingt merkwürdig, wenn wir ihn zu schnell spielen. Doch durch ein langsames Stück wie dieses gerät wiederum das Set ins Stocken, was nicht gut ist. Wenn ›Nothing As It Seems‹ nur ein bisschen schneller wäre, würde der Song besser hineinpassen, und wir könnten ihn öfter mal performen. So bleibt er die Ausnahme: Doch wenn wir ihn spielen, macht es einfach nur Spaß!“
Die Rocker spielen nicht nur ihre eigenen Stücke gern, sondern sind auch große Fans anderer Interpreten, was sie auf LIVE ON TEN LEGS u.a. durch zwei Coverversionen zeigen. Die erste ist ›Arms Aloft‹ von Joe Strummer. „Eddie Vedder hat damals vorgeschlagen, den Songs zu spielen“, schildert der Bassist die Entscheidung. „Das war zu einer Zeit, in der wir oft über Joe gesprochen haben, denn wir sollten 2003 mit ihm auf Tour gehen. Er starb jedoch einen Monat vor Tourbeginn.“ Das zweite Cover ist ›Public Image‹ der Band PiL (Public Image Ltd.). „Eddie und ich sahen einen Auftritt der Band, der einfach großartig war“, erinnert sich Jeff. „Das lag vor allem daran, dass sie fast nur Songs der ersten beiden Alben gespielt haben. Sie sind eine meiner Lieblings-Punk-Acts, und ich war Feuer und Flamme, als Ed vorschlug, doch mal ›Public Image‹ zu spielen.“ Auch live kam der Song gut an. „Spätestens in der Mitte des Stücks kapierten die Leute, welcher Song das ist und stiegen voll ein“, lacht Ament.