Vom Prog zum Blues: Pain Of Salvation setzen ihre musikalische Metamorphose weiter fort.
Nicht, dass man zwangsläufig mit einem solchen Album rechnen konnte, aber grenzenlos überrascht dürfte die Öffentlichkeit angesichts des neuen Albums von Pain Of Salvation auch nicht sein. Schon vor knapp zehn Jahren begann Macher Daniel Gildenlöw seine Gruppe Schritt für Schritt zu verändern. Zunächst lockerte er die einst künstlerische Begrenzung durch freiere Elemente auf – um seine Band nun mit ROAD SALT ONE endgültig zu einer echten Rockgruppe umzubauen, die mehr mit den Stilmitteln der siebziger Jahre als mit technoidem Prog Metal der Neunziger zu tun hat.
Wer sein audiophiles Glück bislang bei Gruppen wie Dream Theater oder Symphony X suchte, dürfte diesen Schritt bedauern – allen anderen sei gesagt: Gildenlöw und Pain Of Salvation zelebrieren einen von Blues, Rock und Gospel durchzogenen Parforceritt durch die Annalen der Rockgeschichte, bei dem sich jede Etappe zu einhundert Prozent als konsequent und überzeugend erweist. In ihren besten Momenten atmet ROAD SALT ONE eine melancholische Tiefe, die den Zuhörer bis in die innersten Fasern seines Körpers erfasst. Es sind die leisen Töne, die wie Wassertropfen perlenden Pianoklänge, die das Stück ›Sisters‹ zu einem fragilen Wunderwerk machen, und es ist die sakrale Grundstimmung, mit der die Nummer ›Of Dust‹ zur Hymne aller Gefallenen wird. Hier gelingt Gildenlöw, was Bono auf NO LINE ON THE HORIZON ( und ›Moment Of Surrender‹) vergeblich versucht hat: ein Seelenstriptease jenseits jeglicher Peinlichkeit.
Die Entscheidung der Band, aus finanziellen Gründen die Produktion des Albums in den eigenen Proberaum zu verlegen, war für dieses Material genau richtig: So eindringlich, intim, persönlich und geradezu ungeschützt haben Pain Of Salvation noch nie geklungen.