Lange Mähnen und wallende Bärte sind wieder mächtig schwer angesagt. Neo-Folkrockbands wie Band Of Horses, My Morning Jacket, Fleet Foxes oder Okkervil River spielen nahezu überall vor vollen Häusern. Auch Yukon Bonde ist eine Combo mit ausgeprägtem Haarwuchs, dazu passen die musikalischen Vorbilder des Vancouver-Vierers.
„Wir sind riesige Crosby, Stills & Nash-Fans, dazu mögen wir natürlich auch Neil Young“, berichtet Frontmann Jeff Innes. Besonders in Sachen Harmoniegesang habe man sich an Crosby, Stills & Nash orientiert, „sie hatten immer verrückte Harmoniegesänge, aber ihr Gesang war immer dicht“, lobt Innes die Hippie-Ikonen. „Nach jeder dritten regulären Probe legen wir eine akustische Probe ein, in der wir die Harmonien wieder und wieder üben…“
Tiger Talk heißt das neue Album der Kanadier, es enthält zehn Folkrocksongs, die ausgesprochen tanzbar sind. Öfter denkt man an Grooves von Kapellen wie Franz Ferdinand und Foals. Tanzbarkeit sei absolut wichtig für seine Band, bekräftigt Innes denn auch, Yukon Blonde wollen ihr Publikum schwitzen sehen.
Yukon Blonde starteten 2005 unter dem Namen Alphababy. Alle Welt hasste ihren Namen, so begann eine quälende Suche nach einem neuen Banner. „Unser Bassist arbeitete in einem Café. Eines Abends putzte er die Bude und fand ein weißes Haar auf einem Tisch. Er rief seinem Boss zu: ,Hey Kathy, du verlierst Haare. Hier liegt eine graues Haar.‘ Und sie antwortete: ,Ich bin nicht grau, ich bin Yukon blond.‘ Darauf schlug er Yukon Blonde vor und wir waren begeistert.“
Yukon ist ein Territorium im äußersten Nordwesten von Kanada, berühmt für äußerst lange Winter und sehr karge Landschaften. Bereits als Alphababy hatte die Kapelle zwei EPs veröffentlicht. 2009, nach besagtem Namenswechsel, kam die erste Yukon Blonde EP Everything In Anyway, gefolgt vom ersten vollständigen Album Yukon Blonde. Ausgedehnte Tourneen durch Kanada, USA und Europa folgten. 2011 schob die Band die EP Fire //Water hinterher. Und jetzt steht ihr Zweitling Tiger Talk in den Läden, voller sonniger Melodien mit hüpfenden Beats, die gute Laune verbreiten.
Wenn man Jeff nach seinen Texten fragt, gibt er sich eher wortkarg: „Ich habe keine Lieblingsthemen, bin aber wesentlich breiter gefächert als so manch andere Texter. Tiger Talk handelt in der Hauptsache vom Stand der Dinge in Nordamerika, echter Hippie-Kram eben“, lacht er. „Meine Ideen bekomme ich eher zufällig. Wir können auf Tour außerhalb eines Supermarkts oder eines Schnellrestaurants parken, plötzlich bekomme ich einen Einfall. Ich kann dann entweder hinein gehen und essen oder draußen im Kleinbus bleiben und die Idee auf der Gitarre ausarbeiten“, beschreibt er beispielhaft eine kreative Situation.
Als Neo-Hippies (oder Hippies) wollen sich Yukon Blonde jedoch nicht bezeichnen lassen. Diese würden heute hauptsächlich durch Faulheit und permanentes Stoned-Sein unangenehm auffallen. „Sie kiffen den ganzen Tag oder legen den Leuten im Park die Karten“, sagt Innes sichtlich angewidert. Für die Hippies der Sechziger und Siebziger Jahre dagegen hegt er große Sympathien, sie hätten sich gegen den Vietnamkrieg gewandt und den Kriegsdienst verweigert. Kunst und Musik seien die Medien ihrer friedlichen Botschaft gewesen, so hätten sie Parolen verbreitet wie ihr berühmtes „Make Love No War“.