Eine so eigenbrötlerische, diszipliniert stilechte und meditative Musik, wie sie Siinai spielen, kann eigentlich nur aus Skandinavien kommen. Oder aus dem Krautrock-Deutschland der Sechziger und Siebziger. Die stetigen Rhythmen, die anhaltenden Loops, die treuen Licks – all das kennt der geschichtlich bewanderte Musik-Maniac u.a. von Neu!, Can und La Düsseldorf. Siinai bekennen sich offen zu diesen Einflüssen, wenngleich man beim Hören des Debüts OLYMPIC GAMES auch an den Noise-/Shoegaze-Rock von My Bloody Valentine denkt. Eines macht das Quartett, das sich nach dem Berg benannt hat, von dem Moses einst mit den Zehn Geboten herunterstieg, allerdings nicht: lediglich ihre Idole nachäffen. Die mäandernden Grooves von Siinai resultieren aus zwei weiteren Gegebenheiten: Erstens hatten die Finnen die Idee, eine Titelmusik für die Olympischen Spiele zu schreiben. „Das war in der Tat eine Vision für uns“, berichtet Gitarrist Risto Joensuu. „Wir wollten etwas Großes erschaffen, das dieses antike, fast schon religiöse Gefühl der altertümlichen Spiele einfängt.“ Die Truppe träumt sogar davon, im nächsten Jahr bei den Londoner Sommerspielen aufzutreten. „Wenn es nicht klappt, spielen wir eben in einer Sportbar“, grinst Joensuu. Zweitens verarbeiten Siinai in ihrem Sound das Flair ihrer Heimat. Gegründet worden ist die Band zwar in der Metropole Helsinki, zu Hause fühlen sich die Musiker jedoch in der ländlich-provinziellen, dunklen und nördlich-kargen Region Östrobotnia. „Dort ist alles flach“, erzählt Joensuu, „die Straßen ziehen sich lang hin, man trifft wenige Menschen, nach einem Feld kommt das nächste Feld, nach einem Wald der nächste Wald. Überall gibt es kleine Städte, die langsam aussterben. Aber wir lieben das! Und es hat definitiv unsere Musik beeinflusst.“
Siinai
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