Klassischer Metal und ungewöhnliche Texte – Mob Rules setzen eine gute Tradition fort.
Nomen est omen – der Bandname Mob Rules ist eine Hommage an einen bestimmten Metal-Stil, eine bestimmte Band und einen bestimmten Sänger. Das Sextett aus Friesland nannte sich nach dem Titelsong des Black Sabbath-Albums Mob Rules (1981), als der verstorbene Ronnie James Dio für Gesang und Texte verantwortlich war. „Wir haben zweimal mit Dio gespielt“, berichtet Sänger Klaus Dirks immer noch fasziniert. „Er war der beeindruckendste Musiker, den ich je getroffen habe. Ein Konzert fand in Osnabrück statt, wir bestritten sein Vorprogramm. Nach der Show hat er Fans in seiner Garderobe empfangen, wir haben uns angestellt wie alle anderen. Als Dio bemerkte, dass wir von seiner Vorband waren, wurde er so respektvoll und nett wie ich es nicht wieder erlebt habe. Er hat uns in den Arm genommen, aber dabei nicht seinen englischen Humor verloren, so scherzte er, eigentlich würde er ja noch ´n büschen Geld von uns bekommen…“
18 Jahre sind Mob Rules nun schon unterwegs, dreimal bereits haben die Nordos im Metal-Mekka Wacken gastiert. In diesen Tagen legen sie ihr siebtes Album Cannibal Nation vor. Es enthält den bewährten Power Metal, der im Hard Rock der 70er und dem Heavy Metal der 80er wurzelt. Texte und Konzeptideen stammen von Gitarrist Matthias Mineur, der übrigens auch als Autor für Classic Rock schreibt. Auf vergangenen Alben hatte die Band etwa den Kennedy-Mord (›The Oswald File‹) und den Holocaust (›Children Of The Flames‹) thematisiert. Der Titelsong des aktuellen Drehers behandelt nun die Verbrechen des zentralafrikanischen Diktators Jean-Bédel Bokassa. „Er galt als Schlächter, der seine eigenen Untertanen gefressen haben soll“, erzählt Frontmann Dirks. Im Dezember 1980 wurde der selbsternannte Kaiser in Abwesenheit wegen Mordes, Folter, Korruption und Kannibalismus zum Tode verurteilt. 1993 wurde Bokassa amnestiert und starb drei Jahre später eines natürlichen Todes. Er hinterließ 17 Frauen und mindestens 37 Kinder.
Der Band-Pate Ronnie James Dio gilt als Erfinder der mano cornuta, auch Devil´s Horns und Pommesgabel genannt. Er hatte die Geste von seiner Großmutter übernommen, die sie auf der Straße benutzte, um sich und die Ihren vor bösen Menschen zu schützen. Schon in seiner Zeit bei Rainbow nutzte Dio diese Handbewegung, die sich zum Erkennungszeichen der Metal-Szene entwickelte. „Natürlich setze ich die auch ein, schließlich stamme ich aus der Metal-Szene“, sagt Dirks. „Wenn ich auf die Bühne gehe, schalte ich auf Autopilot, so zeige ich die Pommesgabel instinktiv, sie ist schließlich der ultimative Metal-Gruß.“