Jubiläen werden in der Musikbranche normalerweise nicht nur begossen, sondern mit dem dazugehörigen Tamtam (z.B. Best-Of-Compilation und Geburtstagstournee) zelebriert. Bei den Dwarves, die dieses Jahr ihr 25-jähriges Bestehen feiern, verhält es sich jedoch anders, denn: Die Punkrock-Anarchisten haben sich seit eh und je dem Do-It-Yourself-Prinzip verschrieben und haben ergo kein gieriges Major-Label im Rücken, das mit einem lieblos zusammengestellten Sampler ein bisschen Kleingeld scheffeln möchte. Bandchef Blag Dahlia hat an den Jahrestag seiner Formation gedacht und gedenkt ihm im Infoschreiben an die Presse: mit 25 Fakten über die Dwarves, die unkundige Journalisten (noch) nicht wissen. Beispielswei-se wurden die Ostküstenmusiker einst aus einer Tour mit Motörhead geschmissen, weil sie sich ausgrechnet mit den Mädels vergnügt haben, die für das Vergnügen von Lemmy & Co. engagiert worden waren. Oder: Wegen ihrer obszönen Merchandise-Artikel verweigerte ihnen die Schweiz seinerzeit die Einreise (seitdem toleriert die Band keinen Käse mehr mit Löchern). Und: Die Bescheidenheit der Dwarves soll legendär sein. Wer‘s glaubt…
Statt einer Greatest Hits-Platte bringen die Dwarves zu ihrem Jubiläum ein reguläres neues Studioalbum heraus: Auf BORN AGAIN (welcher andere Titel hätte schon nach dem 2004er-Album THE DWARVES MUST DIE kommen sollen?) hat Dahlia sämtliche ehemalige bzw. temporäre Bandmitglieder versammelt: „Die Dwarves als eine Art Wu-Tang Clan – das schwebte mir vor“, erklärt der Frontmann das Konzept. „Ich fragte mich: Was passiert, wenn alle, die einmal in der Band waren, wieder zusammenkommen und Scheiße bauen?“ Die Rückkehr zum eklektischen Punkrock, der die Dwarves bekannt gemacht hat, passiert. Die Industrial- und HipHop-Experimente von THE DWARVES MUST DIE sind passé. So finden sich auf BORN AGAIN 18 Songs mit einer Gesamtspielzeit von nicht einmal 32 Minuten. „Ich wollte ein Album für Menschen mit einer modernen Aufmerksamkeitsspanne machen“, er-klärt Dahlia. „Die können es auflegen und auch wirklich durchgehend genießen. Die meisten Musiker machen Platten, von denen man einen oder zwei Songs mag – das ist der Unterschied!“ Womit wir wieder bei der legendären Bescheidenheit der Dwarves angekommen wären.