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Monsters Of Rock: Feld der Träume – Teil 1

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Monsters Of Rock: Feld der Träume – Teil 1

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Es gab großartige Festivals davor und danach, doch für einige magische Jahre in den 80ern und frühen 90ern pilgerten Bands und Fans auf ein Feld in der englischen Grafschaft Leicestershire. Dort war die Wiege des großartigsten Hardrock- und Metal-Festivals von allen, das auch bald Nachwuchs in Europa, den USA und sogar der Sowjetunion bekam. Dies ist die Geschichte des originalen Monsters Of Rock.

An einem regendurchnässten Samstag im Spätsommer 1980 veränderte sich die Welt. Oder zumindest jene Ecke der Welt, in der der Heavy Rock lebte. An jenem Tag, dem 16. August 1980, versammelten sich mehr als 40.000 jeansbekleidete Langhaarige auf einem Feld in den East Midlands und wohnten der Geburt eines Events bei, das eine äußerst wichtige Rolle für das folgende Jahrzehnt spielen würde: Monsters Of Rock.

Das war natürlich beileibe nicht der erste Mega-Gig unter freiem Himmel. Monterey, Woodstock, Isle Of Wight, Bath, Reading Rock And Blues Festival, Glastonbury Fayre, California Jam … alle hatten sich ihren Platz in der Geschichte verdient und ihre eigenen Legenden und Traditionen, Helden und Bösewichte hervorgebracht. Ebensowenig war es das erste Festival, das sich ausschließlich dem Hardrock oder seinem bissigen, ledernen Sprössling namens Heavy Metal widmete. Seit 1977 war das Day On The Green in San Francisco des Top-Veranstalters Bill Graham zur Bühne für Acts wie Aerosmith, Ted Nugent, AC/DC und Van Halen gewesen. Doch dieser neue Event in einem riesigen Kessel mitten auf einer Rennstrecke in der Nähe von Castle Donington, Leicestershire, eingeweiht von Ritchie Blackmores Rainbow als Headliner, war anders. Dies war das erste Open Air, das sich stolz als Rockfestival anpries, ein nie dagewesenes Stammestreffen, dessen Besucher per Auto, Bus, Zug und Motorrad aus allen Ecken des Landes und darüber hinaus anreisten.

Hätte das Monsters Of Rock nur dieses eine Mal stattgefunden, wäre sein Platz in der großen Mythologie des Metal schon gesichert gewesen. Doch die Geschichte sollte weitergehen. Das Festival kehrte im Jahr darauf zurück, und dem darauf, und dem darauf – und jedes Mal wuchs es, sowohl physisch, als auch in seiner Bedeutung. Über die nächsten eineinhalb Jahrzehnte wurde Monsters Of Rock – oder schlicht „Donington“, wie es die meisten Besucher nannten – zum wichtigsten Termin im Hardrock und Metal-Kalender, das Paralleluniversum-Äquivalent von Royal Ascot, Wimbledon oder dem, was seither aus Glastonbury wurde. In seinen 16 Jahren erlebte das Monsters Of Rock viele Triumphe und begleitete nicht nur die Reise des Heavy Metal, sondern definierte sie oft auch. Auf diesem Weg gab es ruhmreiche Momente ebenso wie (manchmal unfreiwillig) lustige, aber auch herzzerreißende Tragödien. Fast ein Vierteljahrhundert nach dem letzten Hurra lebt sein Geist fort – im Download Festival, dem Wacken Open Air und zahlreichen anderen Events. Doch Donington war der Brunnen, ausdem alles andere entsprang. Dies ist die Geschichte des größten Rockfestivals aller Zeiten, erzählt von denen, die dabei waren.

Rainbow begannen die 80er als so etwas wie Popstars. Gitarrist und Mastermind Ritchie Blackmore
hatte den ursprünglichen Sänger Ronnie James Dio durch den energischen Hawaiihemdträger
Graham Bonnet ersetzt und den klassischen Sturm und Drang der Band in einen glatteren,
chartfreundlicheren Sound verwandelt. Die Belohnung dafür waren zwei Top-10-Hits, ›Since
You Been Gone‹ und ›All Night Long‹. Und was wäre die perfekte Art, das zu feiern? Natürlich eine
riesige Party auf einem Acker im August.

Don Airey (Keyboarder, Rainbow): Wir hatten in der Newcastle City Hall gespielt und am nächsten Morgen saßen wir alle beim Frühstück, warteten auf den Tourbus und beschwerten uns, dass es keine großen Konzerte mehr gab. Cozy [Powell, Schlagzeuger] sagte: „Nun, warum stellen wir nicht unser eigenes Festival auf die Beine?“

Tim Parsons (Veranstalter, MCP Promotions): Ritchie Blackmore wollte die Tournee mit einer Open-Air-
Show beenden. Paul Loasby war der Promoter von Rainbow und rief Maurice Jones an, meinen Seniorpartner bei MCP. Maurice fand Gefallen an der Idee.

Bernie Marsden (Gitarrist, Whitesnake): Maurice Jones war ein sehr bodenständiger Kerl aus den Midlands. Definitiv nicht so ein Typ wie Bill Graham.

Don Airey: Cozy kannte die Leute, die die Rennstrecke von Donington Park leiteten. Er rief sie an, und
einen Tag später war Donington gebucht.

Rob Halford (Frontmann, Judas Priest): Uns war durchaus bewusst, dass dies das erste Festival seiner Art in Großbritannien sein würde, insofern war das eine große Sache. Bei allen vorangegangenen Festivals im Land waren Bands aus allen Genres aufgetreten, das war also das erste, das sich explizit auf eine Stilrichtung konzentrierte. Als wir davon erfuhren, war unsere erste Reaktion, dass wir gerne dabei wären.

Tim Parsons: Den Namen hatte uns Peter Mensch gegeben, der gerade das Management für AC/DC übernommen hatte. Er schlug ihn Maurice vor: Monsters Of Rock. Das klang großartig.

Biff Byford (Frontmann, Saxon): Als sie uns fragten, ob wir bei Monsters Of Rock auftreten wollten, hatten wir keine fucking Ahnung, was das war.

Der Termin für das erste Monsters Of Rock wurde festgelegt: 16. August 1980. Das Timing hätte kaum besser sein können – die NWOBHM nahm Fahrt auf und alte wie neue Rockfans verlangten nach einem Event nur für sich. Sein Erfolg war jedoch keineswegs garantiert. Die Organisatoren mussten 30.000 Karten verkaufen, nur um die Kosten zu decken.

Tim Parsons: Etwa eine Woche vor dem Festival hatten wir etwa 20.000 Tickets verkauft und es sah so aus, als stünden wir vor einem Desaster. Doch in dieser letzten Woche verdoppelten sich die Verkäufe dann buchstäblich.

Andy Copping (Rockfan und späterer Download-Festival-Chef): Für mich als Teenager, der auf Rockmusik stand, war das unglaublich. Ich hatte unzählige Konzerte besucht, aber plötzlich war da dieses Event, das speziell auf mich zugeschnitten war.

Tim Parsons: In den Tagen davor hatte es geregnet, wir hatten also einen Fluss unter der Bühne, bevor es überhaupt losging.

Paul Loasby (Veranstalter des Monsters Of Rock): Die Regenmenge war unfassbar. In der Nacht davor ging ein Monsun über Castle Donington nieder, ich saß mit einer Flasche Scotch in meiner Hand um vier Uhr morgens da und dachte: „Das ist die größte Katastrophe in der Geschichte des Rock’n’Roll und ich werde alles verlieren“. Nicht, dass ich irgendetwas hatte, aber ich würde es verlieren.

Tim Parsons: Wir standen am Morgen der Show auf und wussten nicht, was passieren würde.

Andy Copping: Wir fuhren zu sechst in einem offenen Land Rover hin. Als wir dem Gelände näherkamen,
war da ein Wegweiser, auf dem „Pop-Festival“ stand. Wir waren richtig wütend. Ein Polizist stand neben
dem Schild und wir beschimpften ihn: „Das ist kein Pop-Festival, das ist ein ROCK-Festival!“

Neal Kay (DJ, Heavy Metal Soundhouse): Ich moderierte das erste MOR. Ich war nervös, weil ich noch nie vor so einem großen Publikum gestanden war. Doch als ich dann auf diese riesige Bühne hinausging, waren die ersten zehn Reihen alles Mitglieder des Soundhouse.

Andy Copping: Die Bühne war im Wesentlichen kaum mehr als ein Baugerüst, über dessen Seiten riesige Tücher mit dem Rainbow-Albumcover gehängt worden waren. Das fand alles in der Mitte der Rennstrecke statt, und am hinteren Ende war natürlich dieser gigantische Dunlop-Reifen.

David Ellefson (Bassist, Megadeth): Ich weiß noch, wie ich als Junge Fotos aus Donington sah, und da war immer dieser Dunlop-Reifen. Für mich war das wie das Kronjuwel des Geländes. Neben Rainbow bestand das Line-up des allerersten Monsters Of Rock aus Judas Priest, den Scorpions, den kanadischen Rockern April Wine, Saxon sowie den New Yorker Bands Riot und Touch.

Mark Mangold (Songwriter/Keyboarder, Touch): Wir hatten natürlich großen Respekt vor dem, was da passierte, aber niemand konnte vorhersagen, was für eine Geschichte dieses Event begründen sollte. Erst Jahre später wurden wir darauf hingewiesen, dass wir tatsächlich die erste Band waren, die beim ersten Donington auftrat.

Andy Copping: Es gab diesen berühmten Vorfall mit dem Bassisten von Touch und einer Biene …

Doug Howard (Bassist, Touch): Ich hatte an der Seite der Bühne eine offene Bierflasche stehen und irgendwie war da eine Biene hineingeraten. Ich nahm einen großen Schluck, ohne die Biene bemerkt zu haben. Sie stach mich und ich hatte eine schwere allergische Reaktion.

Andy Copping: Die beste Band in diesem ersten Jahr? Das war ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Saxon, den Scorpions und Judas Priest.

Biff Byford: Als wir auf diese Bühne gingen, hatten wir 100.000 Platten verkauft. Ich vermute, 99 % der Leute im Publikum hatten WHEELS OF STEEL. Der Jubel, als wir da rausliefen, war unglaublich. Als ich hinterher von der Bühne kam, dachte ich: „Macht das mal besser“. Das war ein großartiger Gig.

Tim Parsons: Ich werde nie vergessen, wie Klaus Meine von den Scorpions huckepack auf die Bühne getragen wurde wegen seiner Ballettschuhe und dem Matsch. Ein ziemlich schräges Bild.

Klaus Meine (Frontmann, Scorpions): Ah, 1980. Das war ganz schön nass, nicht wahr?

Don Airey: Ich weiß noch, wie Judas Priest zu ihrem Soundcheck ankamen und so Rock’n’Roll aussahen – Lederjacken, unrasiert, sie hatten nicht geschlafen. Sie machten ihren Soundcheck und Ritchie sagte zu mir: „Wow, wir sollten nicht zu selbstgefällig werden“. Sie waren einfach umwerfend.

Tim Parsons: Rob Halford wollte sein Motorrad auf der Bühne haben, doch es gab irgendein Problem damit, sicherzustellen, dass es kein Benzin im Tank hatte, und all dieser Scheiß.

Andy Copping: Ich war besessen von Ritchie Blackmore, besessen von Rainbow. Aber ihre Show war eher durchschnittlich.

Don Airey: Es war eine grandiose Show.

Graham Bonnet (Frontmann, Rainbow): Wir hatten keine Ahnung, dass so viele Leute gekommen waren. Wir hatten vielleicht bestenfalls 10.000 erwartet. Dann ging ich auf die Bühne, blickte ins Publikum und sah … verdammt! Das müssen 60.000 Leute oder so gewesen sein. Überhaupt kein Druck …

Don Airey: Beim Soundcheck am Vortag hatte Cozy gesagt, er werde die größte Explosion loslassen, die je auf einer britischen Bühne zu hören war. Er jagte sämtliche Kegel seiner Anlage hoch. Und das war erst die Probe. Am nächsten Tag konnte er sie dann nicht verwenden, weil sie die Anlage erst reparieren mussten. Am Abend der Show war es also eine verhältnismäßig kleine Explosion im Vergleich zu dem,
was geplant war.

Graham Bonnet: Die Leute reden immer noch von meiner Percy-Edwards-Improvisation [ein berühmter
Vogelsang-Pfeifer, den Bonnet während der Rainbow-Show nachahmte]. Sie fragen mich, warum ich
das tat. Ich habe keine fucking Ahnung! Das kam mir einfach so in den Sinn und ich brachte das einfach, ohne darüber nachzudenken. War das albern? Ja, sehr albern. Aber das war auch der Charme dieser Veranstaltung. Da war dieser Frontmann einer Heavy-Rock-Band, und er trug ein Hawaiihemd. Danach würde nie mehr irgendetwas albern wirken.

Andy Copping: Wir gingen nach vorne, um uns Rainbow anzusehen, und einer meiner Kumpels sagte: „Sieh mal, hinter dir“. Wir drehten uns um und den ganzen Hügel hinauf waren hunderte Lagerfeuer. Das war wie in „Game Of Thrones“.

Biff Byford: Dies war die neue Generation des Heavy Metal. Es war unsere Musik – fresst das!

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