Für die legendäre Rockröhre aus Detroit sind auch im Alter von 79 Jahren Auftritte und Platten der Lebensmittelpunkt, lediglich der Rücken nervt momentan. Nach einer OP ist es jetzt aber besser. „Ich bin zwar noch weit davon entfernt, meilenweit zu laufen, aber letztes Jahr musste ich bei den Konzerten oft noch im Sitzen singen …“
Dieses Jahr könne er viel besser aufrecht stehen und sich also aussuchen, was gerade besser ist. „Die Ärzte haben wirklich tolle Arbeit gemacht! Sie wissen, dass ich weiterhin singen will, also haben sie mir das mit dem Rücken jetzt für die Konzerte leichter gemacht. Ich kann mich frei bewegen.“ Mitch Ryder nimmt es mit Humor. Er zähle nicht die Jahre, man werde halt alt, wenn die Menschen in den Werbespots auf einmal viel jünger sind als man selbst. Ryder hat auch schon wieder Pläne. Sein aktuelles Werk, ein Livealbum, ist auch eine Art Präsentation und Testlauf bei seiner neuen Plattenfirma Ruf Records. Das legendäre deutsche Blueslabel bringt zum Einstand das famose Doppelalbum THE ROOF IS ON FIRE auf den Markt. Das beginnt mit einem furiosen ›Betty’s Too Tight‹, das deutlich macht, dass der 79-Jährige immer noch brennt für die Musik. „Für den Sommer kann ich schon mal ein neues Studiowerk ankündigen. Das wird aber wahrscheinlich in den Staaten aufgenommen.“ Mitch Ryder ist aus aktuellem Anlass von Georgia zurück nach Detroit gezogen. „Leider hat mein Enkelkind Krebs und wir wollen seine Eltern, meinen Sohn und seine Frau, unterstützen. Die Chemotherapie wird teuer werden. Auch für einen Vierjährigen. Mein Sohn hatte bereits Krebs und wurde geheilt.“ Insofern ist Ryder optimistisch.
Er hat auch seinen Humor nicht verloren. „Neulich musste ich meinen Führerschein verlängern. Die Dame sah mich an und fragte mich, ob ich mich nicht als Organspender eintragen lassen will. Ich sagte, liebe Frau, schauen Sie mich doch an. Ich bin 79. Meinen Sie, irgendjemand will ein Teil von einem alten Menschen wie mir haben?“ Informierte Leser wissen, dass Ryder in den USA ein anderes Bühnenprogramm als in Europa und vor allem Deutschland fährt. Er kennt das Land wie kaum ein anderer. Und viel besser als der Durchschnittsamerikaner. Deutschland 2024 aber bringt ihn ins Grübeln. „In den vielen Jahren habe ich es noch nie so gespalten erlebt! Es gibt nur noch ein klares Links und ein klares Rechts. Nichts dazwischen. Ich erkenne viel mehr Hass, sehe plötzlich Rassismus, viele längst vergessene Probleme kommen auf einmal wieder. Dazu kommt, dass es hier in Amerika auch nicht bestens läuft, was den Wohlstand betrifft. Egal, wie es weitergeht, die USA werden wohl mehr mit sich selbst beschäftigt sein die nächsten Jahre. Aber ich werde drüben oft gefragt, wie es in Deutschland läuft. Viele Amerikaner machen sich sehr wohl Sorgen und registrieren, dass es in Deutschland ein Problem mit radikalen Rechtsparteien gibt, dass die Wirtschaft nicht floriert und viele Einwanderer in das Land kommen.“ Abseits aller Entwicklungen freuen wir uns erst mal auf einen rüstigen Mitch Ryder, der uns im Februar und März hierzulande mit mehreren Konzerten beehren wird. Die Alltagsprobleme bleiben dann ja
vielleicht vor der Tür und ruhen für eine Zeit. Fantastischer Sänger, toller Typ, der Mitch!
Der Mann ist der für mich typische ungeschliffene Edelstein eines genialen Musikers mit einem beachtlichen Musik geprägtem Lebens-Background von denen es nicht mehr viele gibt.
Bin ein Fan seit seinem „Full Moon“-Auftritt in der fünften WDR-Rockpalast-Nacht in der Grugahalle Essen im Oktober 1979,
Habe damals mit Begeisterung vor der Glotze gesessen und diesen legendären Auftritt genossen.