Auch eine Verletzung kann den Meister nicht vom Spielen abhalten.
Sich ins Schicksal zu ergeben war noch nie Mark Knopflers Art. Daher pfeift er auch da-rauf, was ihm die Ärzte sagen. Nachdem er sich am Rücken verletzt hatte, sollte es nach Aussage der Mediziner nämlich fortan für den Sänger und Gitarristen vorbei sein mit Springen, Hüpfen und Rocken. Zwei Monate ist das jetzt her. Und obwohl Knopfler noch sichtlich gehandicappt ist – so verbringt er weite Teile des Sets in sitzender Position auf einem Hocker –, lässt er es sich nicht nehmen, die zweite Showhälfte im Stehen runterzureißen.
Damit beweist der Dire Straits-Kopf, dass er keine Lust hat, sich einschränken zu lassen – von nichts und niemandem. Die Musik, seine große Liebe, treibt ihn an und verleiht ihm Kraft, das merkt je-der, der heute in die Lanxess Arena gekommen ist. Zwar ist nicht von jedem Platz aus alles genau zu beobachten, denn riesige Video-Leinwände, wie sie bei anderen Shows schon Standard sind, fehlen heute. Detailstudien von Knopflers Saitenakrobatik sind daher nur bedingt möglich – nämlich nur dann, als einige Minuten lang eine am Kopf der Strat befestigte Griffbrett-Kamera eingeschaltet wird.
Nichtsdestotrotz ist der Abend ein Genuss für alle Rockfans. Denn Mark Knopfler versteht es, die richtige Mischung zu finden. Er bezieht seine Band mit ein, gibt allen Raum, um ihre Fähigkeiten zu demonstrieren, fährt diverse Instrumente von der Ukulele bis hin zum Dudelsack auf, lässt das Publikum teilhaben – und weiß auch, wie er die Balance zwischen den Dire Straits-Klassikern und dem neuen GET LUCKY-Material halten kann. Er startet und beschließt seinen Auftritt mit frischem Material (›Border Reiver‹ und ›Piper To The End‹), dazwischen positioniert er, gefühlvoll aufeinander abgestimmt, ›Sultans Of Swing‹, ›The Fish & The Bird‹, das aufbäumende ›Speedway At Nazareth‹ und natürlich ›Brothers In Arms‹.
Und wer all das noch einmal zu Hause nacherleben möchte, der kann sich zudem am Ende der Show (oder auch später online) einen Mitschnitt des Gigs kaufen – nicht mehr klassisch auf CD, dafür auf einem USB-Stick. Praktisch – und klangtechnisch hervorragend, selbst wenn 25 Euro ein stolzer Preis sind.