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Mando Diao – Kunstvolle Atempause

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Mando Diao – Kunstvolle Atempause

Mando Diao, 2008Sie gaben in den letzten zehn Jahren Vollgas. Der bisherige Höhepunkt: Mit ihrem bis dato letzten Studioalbum, GIVE ME FIRE, stürmten Mando Diao in Deutschland, Österreich und in der Schweiz auf Platz eins der Charts. Mit einem MTV UNPLUGGED blicken die fünf Schweden nun auf ihre bisherige Karriere zurück.

Album, Tour. Album, Tour. Album, Tour. Die beiden Sänger Björn Dixgård und Gustaf Norén, Bassist Carl-Johan „CJ“ Fogelklou, Schlagzeuger Samuel Giers und Keyboarder Mats Björke gönnten sich in den vergangenen Jahren kaum eine Auszeit. Zeitweise kamen die Jungs auf fast 200 Gigs pro Jahr. Zeit für eine Verschnaufpause. Und einen Blick zurück. Auf ihrem neuen Longplayer, MTV UNPLUGGED – ABOVE AND BEYOND, präsentieren Mando Diao ihre größten Hits, darunter ›Down In The Past‹ und ›God Knows‹, einige unbekanntere und bislang unveröffentlichte Songs wie ›No More Tears‹ sowie zwei Cover-Versionen von den Kinks und Simon & Garfunkel – und das alles ohne überflüssigen technischen Schnickschnack.

Um über das neue Werk zu sprechen, reisten Björn Hans-Erik Dixgård, einer der beiden Sänger der Band, und Bassist Carl-Johan „CJ“ Fogelklou Anfang Oktober nach Berlin. In der Zentrale ihres Labels, in einem Konferenzzimmer mit Blick auf die Spree, berichten die beiden Musiker über die Aufnahmen zu ihrem MTV UNPLUGGED. Gar nicht weit von hier, in den Union-Film-Studios in Berlin-Tempelhof, wurde der Akustik-Gig Anfang September aufgezeichnet. Wieso ausgerechnet in Berlin? „Es ist besser, nicht in seiner Heimatstadt zu bleiben. Denn an einem anderen Ort ist man für sich, wird nicht abgelenkt und kann sich besser konzentrieren“, so CJ, und Björn ergänzt mit leuchtenden Augen: „Alles hier in Berlin ist ziemlich attraktiv. Der Vibe, die Clubs, die Kunstszene. Es ist eine wundervolle Stadt.“

Ein ziemlich krasser Gegensatz zur schwedischen Provinz-Stadt Borlänge, aus der Mando Diao stammen. Im Gegensatz zur deutschen Hype-Metropole mit seinem grenzenlos scheinenden kulturellen Angebot gibt es in der 40.000-Einwohner-Stadt ungefähr sieben Clubs. Da muss auch eine Tankstelle mal als Showbühne herhalten. „Das war eine private Party des Personals“, erinnert sich CJ. „Ich brauchte Geld für eine neue Gitarre. Und auch der Rest der Band konnte ein bisschen Cash gebrauchen. Wobei sie uns allerdings nie bezahlt haben…“, fügt Björn grinsend hinzu.

Aus den Kleinstadtrebellen wurden im Lauf der Jahre ernstzunehmende Musiker. Bereits mit ihrem zweiten Longplayer, HURRICANE BAR – benannt nach einem Rock-Schuppen in ihrer Heimatstadt –, schaffte die Band 2005 den Einstieg in die Top 20 der deutschen Charts. Der endgültige Durchbruch gelang ein Jahr später mit ODE TO OCHRASY, das Album erreichte Platz drei in Deutschland. Mit ihrem energiegeladenen Rock, der sich stark am Sound der Sechziger orientiert, schafften es Mando Diao in die erste Liga. Spätestens seit ihrem Hit ›Dance With Somebody‹, der bislang erfolgreichsten Single der Band, werden die fünf Rocker bei ihren Konzerten von jungen, meist weiblichen Fans in der ersten Reihe angehimmelt. Eine „Mandomania“ schwappte über Deutschland. Nur in Großbritannien hat es bislang nicht so richtig geklappt. Dafür hat Björn eine Erklärung: „In England geht es eher um die richtigen Posen.Wenn du es dort schaffen willst, musst du ein Model vögeln und dir jeden Tag Kokain durch die Nase ziehen, damit die Tabloid-Magazine Fotos davon schießen können. Aber so sind wir nicht, sorry.“
Für ihren Unplugged-Auftritt mussten die knapp 30-jährigen Rocker garantiert niemanden flach legen. Die Band war von Anfang an in den kreativen Prozess involviert. „Die Grundidee für die Cinematografie stammt von uns. Es gab auch keinen Producer für die Musik, wir haben einfach drauflos gespielt“, lacht Björn – und seine charakteristische Reibeisenstimme schallt durch den Raum. Für das Unplugged-Konzert wurde eine Szenerie, bestehend aus vier unterschiedlichen Räumen, kreiert: eine Garage, die die Anfänge der Band symbolisiert, ein Hotelzimmer, ein schwedisches Wohnzimmer, das für ihre Heimat steht, und ein Speicher, der die Zukunft repräsentiert.

Auch bei der Outfit-Auswahl hatten die Jungs von Mando Diao das Sagen. So performten sie in traditionellen schwedischen Kostümen. „Das sind an-sehnliche Kleider von circa 1860 aus dem Landkreis, aus dem wir stammen. Damals wurden diese Kleider zu besonderen Anlässen wie Hochzeiten getragen. Es sind also sozusagen Party-Klamotten“, klärt Björn auf.

Für das Unplugged-Set wurde alles aufs Nötigste reduziert. Die 24 ausgewählten Songs wurden neu arrangiert. Das heißt jedoch nicht, dass das für Mando Diao typische Rock’n’Roll-Feeling auf der Strecke bleibt. „Das Schwierige an dem ganzen Prozess war es, das Energie-Level oben, aber die Laut-stärke unten zu halten“, erklärt CJ. Das ist den Jungs gelungen. Während der Smasher ›Dance With Somebody‹ ungewohnt zurückhaltend beginnt, geht es zum Schluss dann doch noch richtig zur Sache. Nur ohne Verstärker eben. Rock’n’Roll ist schließlich keine Frage der Lautstärke, sondern hat etwas mit Leidenschaft zu tun. Und davon haben die „jungen Wilden“ von Mando Diao genug.
Sie strotzen geradezu vor Selbstbewusstsein und sind nicht auf den Mund gefallen. In der Vergangenheit rissen sie die Klappe hin und wieder ganz schön weit auf. So haben sie sich zum Beispiel beim Release ihres Debüts BRING ’EM IN auf eine Ebene mit den Kinks und den Beatles gestellt. Ganz schön mutig. „Wir sind einfach der Ansicht, dass wir bessere komplette Alben aufnehmen. 1967 wurde das Album-Format von den Beatles mit SGT. PEPPER’S LONELY HEARTS CLUB BAND eingeführt. Davor ging es lediglich um erfolgreiche Singles“, stellt CJ klar.

Dennoch gaben sie Ray Davies, dem Frontmann der 60s-Kult-Band The Kinks, eine Chance. „Wir wollten ihm zeigen, wie es ist, in einer großartigen Band zu spielen. Wenigstens für einen Song“, so CJ mit ironischem Unterton. Gemeinsam mit dem legendären Sänger performten Mando Diao fürs MTV-Unplugged den Kinks-Klassiker ›Victoria‹.
Davies ist nicht der einzige musikalische Gast. Für den Schlafzimmer-Schmachtfetzen ›High Heels‹ konnte Juliette Lewis als Duett-Partnerin gewonnen werden, für ›Gloria‹ holten sich Mando Diao US-Newcomerin Lana Del Ray ins Boot. Des weiteren verpflichtete die Band den langjährigen Beatles-Freund Klaus Voormann. Der 72-jährige Grafiker, Produzent und Musiker, der 1966 das Cover für das Beatles-Album REVOLVER entwarf und für Größen wie Lou Reed und Carly Simon den Bass zupfte, hielt den Abend auf Papier fest. Seine Impressionen werden fürs Artwork des neuen Mando-Diao-Albums verwendet.

Neben den illustren Gästen durfte einer nicht fehlen: Band-Mitbegründer Daniel Haglund, der Mando Diao 2004 verließ und heute als Deutsch- und Musiklehrer arbeitet, ist ebenfalls mit von der Partie. „Als er gefeuert wurde, waren wir auf völlig unterschiedlichen Levels. Wir waren Anfang 20 und wollten so viele Gigs wie möglich spielen“, blickt Björn zurück. „Inzwischen haben wir wieder ein gutes Verhältnis, und es ist für uns ganz natürlich, ihn bei einer solchen Show dabei zu haben. Denn es ist eine Art Mando-Diao-Retrospektive – und er ist immerhin der Gründer dieser Band. Er musste also einfach dabei sein. Außerdem ist er ein großartiger Musiker.“
Nach der Veröffentlichung des Unplugged-Albums gönnen sich die Jungs von Mando Diao nun erst einmal eine Auszeit, bevor es dann an die Aufnahmen des nächsten Studioalbums geht – und sie danach wieder in den Tourbus steigen. Durchatmen heißt jetzt die Devise. Vorerst.

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