Hart und herzlich
Der Einstieg mit ›One Last Fuck You‹ ist robust. Sänger Ben Nichols erzählt die Geschichte von einem Typen, der in einer Bar sitzt, erst die Welt verflucht und dann entscheidet, dass es fortan ohne harten Stoff gehen muss. In der Musik steckt ein Kampfgeist, den man in dieser Form von Springsteen, Mellencamp und Petty kennt, aber auch von The Replacements oder Jason & The Scorchers. Ähnlich ist es in ›Macon If We Make It‹. Der Orkan, in den man auf Reisen hineingeraten ist, fühlt sich hier genauso an wie der, den man zu Hause mit der Partnerin erlebt. Es ist aber nicht so, dass Nichols und seine Jungs nur auf die Barrikaden gehen und den Ekelfinger zeigen. ›She Leads Me‹ hört sich harmonischer und nach einer guten Beziehung an. ›Time To Go Home‹ gab es 2020 schon als Single. Damals spielte Rick Steff das Lead-Solo noch auf einem Synthesizer, jetzt ertönt ein Akkordeon. An solchen Stellen merkt man, welche Möglichkeiten Lucero im Vergleich zu früher haben. Vor zwanzig Jahren dominierte bei ihnen Sturm und Drang, von Anfang bis Ende. Jetzt gibt es auch Zwischentöne, Momente der Reife. Größere Spannbreite gepaart mit alter Frische – so ist die Band unverzichtbar.
8 von 10 Punkten
Lucero/ SHOULD‘VE LEARNED BY NOW/ LIBERTY & LAMENT/THIRTY TIGERS/MEMBRAN