Monster Magnet
The Electric Ballroom, London
SPINE OF GOD neu aufgelegt
Vor einem Jahr ließen Monster Magnet während eines ausverkauften Gigs im Londoner Koko noch einmal ihr 1995er Werk DOPES TO INFINITY wieder aufleben. Wer das Glück hatte, dabei zu sein, der wird sicher bezeugen können, dass es ein fantastischer Abend war. Ihre Entscheidung, nun zu ihrem Debütalbum SPINE OF GOD zurückzukehren, ist indes weit weniger nachvollziehbar. Innerhalb einer Woche mit minimalem Budget eingespielt, ist SPINE OF GOD nämlich wesentlich sperriger als DOPES TO INFINITY, das mit ›Negasonic Teenage Warhead‹ immerhin einen kleineren Hit an Bord hatte.
Anders als beim letzten Mal halten sich Frontmann Dave Wyndorf und seine Kollegen diesmal an die originale Songreihenfolge des Albums, das heute als frühes Beispiel für Space/Stoner Rock gilt. Dank großzügiger Improvisationen gerät die Show eine Viertelstunde länger als das ursprüngliche Studiowerk. Doch sofern man nicht gerade zu den Die-hard-Fans gehört, wirkt die Grobschlächtigkeit und Dichte des Songmaterials zunehmend erdrückend. Die Stimmung im Ballroom, beim Einzug der Gladiatoren noch prächtig, lässt nach den ersten Songs auch deutlich spürbar nach. Während der Zugabe gehen die akustischen Subtilitäten von ›Lord 13‹ dann vollends im störenden Gebrabbel des Publikums unter, die Begeisterung, die der Gig im Koko auslöste, scheint plötzlich furchtbar weit weg. Derartiges Nischenprogramm zu bekritteln, ist ziemlich wohlfeil, doch man muss schon ein „Satanic Drug Fiend“ sein – so das berüchtigte Motto auf dem Cover-Artwork von SPINE OF GOD –, um diese Show wirklich goutieren zu können.
Text:Dave Ling
Eleni Mandell
Milla, München
Leise Töne, große Frau
Nach sieben Soloplatten und der sehr erfolgreichen Veröffentlichung ihres Gemeinschaftsprojekts mit Alex Lilly, Inara George und Becky Stark namens The Living Sisters ist Eleni Mandell wieder alleine unterwegs. Passend zum Stil ihres neuen Albums I CAN SEE THE FUTURE hat die zwischen Jazz, Folk und mit vereinzelten Country-Anleihen verziertem Indiepop frei rangierende Crooner-Dame auf dieser Tour auf Begleitmusiker verzichtet, hat sie sich doch auf ihrem aktuellen Langspieler auf ein etwas puristischeres Songwritertum besonnen. So bereist die 43-jährige Powerfrau aus Los Angeles, die seit ihrem letzten Album zweifache Mutter (durch künstliche Befruchtung) geworden ist, nun wieder den europäischen Kontinent. Ausgerüstet ist sie dabei nur mit ihrer Akustikgitarre und ihren frechen, befremdlichen und eigenwilligen Texten. Ganz stimmt das nicht. Zusätzlich kann Mandell nämlich mit ihrer einnehmenden weiblichen Ausstrahlung und einer extrem variablen Stimme aufwarten. Auch an diesem Abend im kleinen Milla bedient sie sich aus einem stimmlichen Arsenal, das von kokett-mädchenhaft bis betörend rau-weiblich reicht, und vertont damit ihre humorvollen Abwertigkeiten gegenüber dem männlichen Geschlecht generell und ihren Ex-Freunden im Speziellen. Den kleinen Rahmen des Clubs nutzt sie dabei gekonnt, um eine intime Atmosphäre zu schaffen und tief in ihre Songwriter-Seele blicken zu lassen. Eleni Mandell wandelt die Qualitäten solch großer Vorbilder wie Harry Nilsson, Bob Dylan und Tom Waits in ihre ganz eigene Klangwelt um und überzeugt so mit viel Gefühl, Können und den Waffen einer Frau.