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Kiss: You wanted the best…

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Kiss: You wanted the best…

Laut Wise wurde die gesamte Platte in sechs Tagen aufgenommen und in weiteren sieben abgemischt. Für Leadgitarrist Ace Frehley hatte sie genau die Härte und den Straßen-Vibe, der Kerner und Wise vorgeschwebt war, „diese Spontanität und diesen heftigen Sound“. Auf einer tieferen Ebene hörte er auch die kollektive Stimmung der Band: „Wir waren an diesem Punkt in unserem Leben alle sehr hungrig. Auf dieser Platte gaben wir 110 Prozent“. Vor allem aber, wie Ace es lapidar formulierte, war da „ein Haufen fucking großartiger Songs“.

Von ›Strutter‹ bis zum epischen Finale ›Black Diamond‹ sollten viele dieser Songs über Jahrzehnte ein fester Bestandteil der Live-Setlists der Band bleiben. ›Deuce‹ aus Genes Feder war Aces Lieblingsstück. Diese aggressive „Wir zeigen’s euch“-Nummer war das erste Lied, das Ace bei seiner Audition mit den Jungs spielte, und diente bei tausenden von Kiss-Konzerten als Opener. ›Firehouse‹, geschrieben von Paul, als er als High-School-Kid zu The Moves 60er-Hit ›Fire Brigade‹ groovte, hatte einen langsamen, wuchtigen Swing und eine knackige „Whoo-ooh-yeah!“-Hookline und wurde zur Begleitung für Genes Feuerspucker-Akt. ›100,000 Years‹ klang wie Donnerhall und erzählte eine abgedrehte Sci-Fi-Geschichte. ›Cold Gin‹ wiederum verbarg in seinen harten Riffs einen ironischen Dreh. Es war Aces Sauflied, doch es war Gene, ein strikter Abstinenzler, der es sang.

Für eine Band, die die Beatles verehrte, war es immer der Plan, dass alle vier Mitglieder die Leadstimme singen würden, genau wie es John, Paul, George und Ringo getan hatten. Doch wo Ace zu jener Zeit noch das Selbstvertrauen fehlte, hatte Schlagzeuger Peter Criss keine derartigen Hemmungen. Als Fan legendärer Soulsänger wie Otis Redding und Sam Cooke brachte er ein bisschen R’n’B-Erdigkeit in ›Nothin’ To Lose‹, wo sich seine Whisky-und-Kippen-Stimme mit Genes und Pauls vermischte. Es war allerdings Gene, der die provokanten Zeilen über Analsex sang: „I thought about the back door/I didn’t know what to say … She didn’t want to do it/But she did anyway“. Auf ›Black Diamond‹, wie ›Strutter‹ ein New-York-Song, der mit Bildern von Bordsteinschwalben begann („out on the street for a livin’“), sang sich Peter um Kopf und Kragen, nachdem Paul das Intro gecroont hatte. Außerdem war auf dem Album noch ›Let Me Know‹, das Paul 1970 unter dem Titel ›Sunday Driver‹ geschrieben hatte, sowie ein Stück weit abseits der Norm: das liebliche Instrumental ›Love Theme From Kiss‹.

Das Bild, das das Cover zieren sollte, war für eine so visuell orientierte Band wie Kiss natürlich von größter Bedeutung. Fotograf Joel Brodsky wurde aufgrund seiner Arbeit für Alben wie STRANGE DAYS von The Doors und Van Morrisons ASTRAL WEEKS ausgewählt, und seine Vision für Kiss – vier gemalte Gesichter, umgeben von Dunkelheit – war im wahrsten Sinne des Wortes ikonisch. Wie Peter Criss sagte: „Wir wollten, dass das Cover aussieht wie MEET THE BEATLES“.

Kiss

KISS erschien am 8. Februar 1974. Paul Stanley beschrieb es als „unsere Unabhängigkeitserklärung“. Doch es wurde nicht zu dem Hit, den sie sich erhofft hatten, und erreichte in den US-Charts nur einen enttäuschenden Platz Die Single, die im Mai noch hinzugefügt wurde – eine Version von Bobby Rydells kitschigem 50s-Hit ›Kissin’ Time‹, auf Neil Bogarts Drängen aufgenommen –, floppte ebenfalls, obwohl mit „Kusswettbewerben“ im ganzen Land ordentlich die Werbetrommel dafür gerührt wurde.

Doch langfristig sollte die Bestätigung kommen. Mit der Zeit wurde das erste Kiss-Album als das erkannt, was es wirklich ist: ein Debüt-Klassiker, der kein bisschen weniger prägend war als die ersten Salven von Led Zeppelin, Black Sabbath, Boston, Van Halen und Guns N’ Roses. Damals jedoch hatte die Band keine Zeit, sich über diesen Misserfolg Gedanken zu machen. Die Dinge entwickelten sich wahnsinnig schnell. Zudem waren Selbstzweifel für Kiss keine Option. Wie Paul Stanley sagte: „Es ist wie American Football: Du schnappst dir den Ball, streckst die Hand aus, senkst den Kopf und rennst los. Alles, was sich dir in den Weg stellt, wird umgeworfen“.

Kiss waren – laut Gene Simmons „nonstop“ – seit sechs Monaten auf Tour gewesen, als sie im August 1974 in Los Angeles Halt machten, um ihr zweites Album aufzunehmen. Kenny Kerner und Richie Wise hatten sich dort niedergelassen, und in den Village Recorders Studios entstand HOTTER THAN HELL unter großem Druck. Die Band litt einerseits unter Heimweh nach New York, andererseits genoss sie alles, was Kalifornien zu bieten hatte, in vollen Zügen. „Die Szene in Los Angeles war wirklich dekadent und wild“, sagte Peter Criss später. Er und Ace Frehley fanden sich bestens dort zurecht. Wie Ace sich etwas verträumt erinnerte: „Wir hatten viel Spaß da drüben“.

Simmons mit seiner puritanischen Abneigung gegen Alkohol und Drogen (wenngleich süchtig nach flüchtigem Sex) spürte hier erstmals eine Kluft innerhalb der Band: „Es war offensichtlich, dass ich in Sachen Freizeitgestaltung absolut nichts mit Ace und Peter gemeinsam hatte. Für die beiden hieß eine gute Zeit haben, sich komplett abzuschießen“.

Die Sonne Kaliforniens wirkte sich allerdings nicht auf die Musik aus. Im Gegenteil, HOTTER THAN HELL war sogar düsterer und härter als das Debüt. Ein paar der Songs waren jedoch durchaus fröhlich: Das Titelstück war ein geradliniger Kracher mit einem Riff und einem Text, die direkt von Frees ›All Right Now‹ beeinflusst waren. ›Let Me Go, Rock’N’Roll‹ war so unkompliziert und räudig, wie es der Titel vermuten ließ, und ›Comin’ Home‹ so ansteckend wie eine Geschlechtskrankheit. ›Parasite‹ dagegen war ein Dampfhammer, geschrieben von Ace und von Gene gesungen. In der ersten Ballade der Band, ›Goin’ Blind‹, schon 1970 von Gene geschrieben, traf die liebliche Melodie auf finstere Bilder: „There is nothing more for you and I/I’m ninetythree, you’re sixteen …“

In einem weiteren Song von Gene, ›Watchin’ You‹, gab er zu einem fiesen Riff à la Mountains ›Mississippi Queen‹ einen Voyeur. Und dann war da noch ›Strange Ways‹, ein wuchtiger Downbeat-Song, geschrieben von Ace und gesungen von Peter. Die schräge, abgedrehte Stimmung wurde komplettiert durch ein Solo, das nur so vor Feedback strotzte und in Aces Worten klang „wie ein Dinosaurier“.

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